Robert Klatt
Gebrechlichkeit ist keine Folgen von Demenz, sondern erhöht aktiv das Risiko für die Entstehung der neurodegenerativen Krankheit. Es sind deshalb frühzeitige Präventionsmaßnahmen nötig, die die körperliche Gesundheit von Senioren lange erhalten.
Woolloongabba (Australien). In der Medizin beschreibt Gebrechlichkeit einen Gesundheitszustand, der bei den meisten Menschen in einem hohen Alter auftritt und bei dem unterschiedliche Organsysteme ihre Widerstandskraft verlieren. Bei Betroffenen kommt es dadurch leichter zu negativen gesundheitlichen Folgen wie Knochenbrüchen. Forscher der University of Queensland um Dr. David Ward haben im Fachmagazin JAMA Neurology nun eine Studie publiziert, laut der Senioren, die gebrechlich sind, ebenfalls ein deutlich höheres Demenzrisiko haben.
„Menschen altern unterschiedlich schnell, und die Anzahl der sich ansammelnden Gesundheitsprobleme spiegelt ihren Grad an Gebrechlichkeit wider.“
Die Studie basiert auf Gesundheitsdaten von rund 30.000 Menschen aus Großbritannien und den U.S.A., die über lange Zeiträume aufgezeichnet wurden. Die Forscher konnten somit Veränderungen im Gesundheitszustand bis zu 20 Jahre vor der Diagnose einer Demenz beobachten.
„Die Anhäufung altersbedingter Gesundheitsprobleme ist ein Hinweis auf zunehmende Gebrechlichkeit, die wir bis zu neun Jahre vor einer Demenzdiagnose feststellen konnten.“
Laut den analysierten Daten nimmt das Demenzrisiko mit jeder zusätzlichen Gruppe von vier bis fünf Gesundheitsproblemen im Mittel um 40 Prozent zu. Fitte Senioren erkranken hingegen unterdurchschnittlich oft an der neurodegenerativen Krankheit. Wie die Forscher erklären, deuten diese Beobachtungen darauf hin, dass Gebrechlichkeit keine Folge einer unentdeckten Demenz ist, sondern dass Gebrechlichkeit aktiv die Entstehung einer Demenz fördert.
Die Wissenschaftler sind der Ansicht, dass die bisher größte Untersuchung zum Zusammenhangs zwischen Gebrechlichkeit und Demenz deutlich zeigt, dass eine bessere Prävention nötig und möglich ist. Derzeit leben bereits etwa 55 Millionen Menschen mit Demenz und jährlich nimmt die Anzahl um zehn Millionen zu. Es ist deshalb essenziell, die Entstehung der Krankheit zu bekämpfen. Denkbar sind etwa frühere Präventionsmaßnahmen, die die körperliche Gesundheit von Senioren länger erhalten und damit auch das Demenzrisiko reduzieren.
„Indem wir die Verbindung zwischen Alter, Gebrechlichkeit und Demenz verstehen, können wir gezielte Strategien entwickeln, um das Risiko zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Unsere Ergebnisse unterstützen die Integration von Gebrechlichkeitsscreenings in routinemäßige Gesundheitsuntersuchungen und könnten dabei helfen, Programme zu gestalten, die durch Lebensstilinterventionen wie Bewegung und Ernährung präventiv wirken.“
JAMA Neurology, doi: 10.1001/jamaneurol.2024.3774