Robert Klatt
Der Verlust nahestehender Menschen kann nicht nur die psychische, sondern auch die physische Gesundheit stark beeinträchtigen.
Tucson (U.S.A.). In der Allgemeinbevölkerung existiert seit Langem die Annahmen, dass Menschen an einem gebrochenen Herzen sterben können, etwa wenn sie einen geliebten Menschen verlieren. Überdies haben Studien bereits belegt, dass nach dem Tod eines geliebten Menschen ein erhöhtes Sterberisiko besteht. Forscher der University of Arizona (Arizona) um Mary-Frances O’Connor haben nun untersucht, ob das erhöhte Sterberisiko auf den Blutdruck zurückgeht.
Laut der Publikation im Fachmagazin Psychosomatic Medicine nahmen an der Studie 59 Probanden, die im vergangenen Jahr einen geliebten Menschen verloren hatten. Wie Roman Palitsky erklärt, wollten die Forscher die Auswirkungen von Trauer auf das Herzen untersuchen.
„Wir wollten die kardiovaskulären Auswirkungen von Trauer in diesem verletzlichen ersten Jahr nach dem Verlust testen.“
Im Rahmen der Studie führten die Forscher eine Art „emotionalen Belastungstest“ mit den Probanden durch. Dieser bestand aus einem zehnminütigen Gespräch, währenddessen, die Studienteilnehmer über einen Moment berichten sollten, in dem er sich nach dem Tod des geliebten Menschen allein gefühlt haben.
Anschließend maßen die Forscher den Blutdruck der Teilnehmer. Im Mittel nahm der systolische Blutdruck um 21,1 Millimeter Quecksilbersäule zu. Dies entspricht in etwa dem Anstieg bei mäßiger körperlicher Belastung. Bei den Probanden mit den stärksten Trauersymptomen war der Blutdruckanstieg während der Trauererinnerung am höchsten. Der Verlust nahestehender Menschen kann also nicht nur die psychische, sondern auch die physische Gesundheit stark beeinträchtigen.
„Das bedeutet, dass nicht nur der Tod eines geliebten Menschen das Herz beeinflusst, sondern auch unsere emotionale Reaktion auf den Verlust.“
Laut den Studienautoren sind die neuen Erkenntnisse primär für die Betreuung von trauernden Menschen relevant, weil diese ein höheres Risiko für Bluthochdruck und andere Herzprobleme haben.
„Es ist wichtig, dass Psychologen und Therapeuten trauernde Patienten ermutigen, ihre regelmäßigen medizinischen Untersuchungen wahrzunehmen. Oft vernachlässigen wir unsere eigene Gesundheit, wenn wir uns um einen sterbenden geliebten Menschen kümmern.“
Psychosomatic Medicine, doi: 10.1097/PSY.0000000000001223