Robert Klatt
Menschen, die ein geringeres Einkommensniveau als ihre Kollegen haben, leiden häufiger unter körperlichen Schmerzen. Dieser Zusammenhang besteht unabhängig davon, ob die betroffene Person in einem wohlhabenden, wie Deutschland, oder einem ärmeren Land lebt.
London (England). Eine Analyse von Daten des World Gallup Poll (GWP) aus den Jahren 2009 bis 2018 zeigt, dass das Einkommensniveau einer Person im Vergleich zu ihren Mitmenschen in Verbindung steht mit der Häufigkeit, körperliche Schmerzen zu empfinden. Ein niedrigeres Gehaltsniveau erhöht demnach die Wahrscheinlichkeit, Schmerzen zu erleiden. Das Einkommensniveau ist der Platz, den das persönliche Gesamteinkommen einer Person in einer Liste einnimmt, die alle Einkommen von niedrig bis hoch sortiert. Je höher der Platz in der Liste, desto höher das Einkommensniveau.
Wie Dr. Lucía Macchia von der City, University of London erklärt, ist dies das erste Mal, dass ein solcher Zusammenhang nachgewiesen wurde.
„Dies ist die erste Studie, die zeigt, dass Einkommensrang und Schmerzen weltweit miteinander verbunden sind. Sie legt nahe, dass psychologische Faktoren, die mit dem bekannten Phänomen des sozialen Vergleichs zusammenhängen, die körperlichen Schmerzen der Menschen beeinflussen können.“
Laut der Publikation im Fachmagazin Social Psychological and Personality Science besteht dieser Zusammenhang unabhängig davon, ob die betroffene Person in einem wohlhabenden Land, wie Deutschland, oder einem ärmeren Land lebt.
In der Studie wurden Antworten von rund 1,3 Millionen erwachsenen Befragten aus 146 Ländern ausgewertet. Die Teilnehmer wurden nach ihrem monatlichen Haushaltseinkommen vor Steuern gefragt, das durch die Anzahl der Personen im Haushalt geteilt wurde, um das persönliche Einkommen des Befragten zu ermitteln.
Des Weiteren wurden die Befragten gefragt, ob sie am Tag vor der Befragung körperliche Schmerzen verspürt hatten, wobei sie mit „ja“ oder „nein“ antworten konnten. In der Auswertung wurden lineare Regressionsmodelle auf Basis dieser Daten sowie zusätzlicher ergänzender Informationen erstellt. In dieser Studie bezieht sich der Begriff Schmerz auf das Empfinden, das Menschen haben, wenn ihr Körper schmerzt, unabhängig davon, ob tatsächlich eine körperliche Schädigung vorliegt.
Insgesamt legen die Ergebnisse der Studie nahe, dass ein entscheidender Faktor für die Schmerzempfindung einer Person auf Grundlage ihres persönlichen Einkommens negative Emotionen sein könnten, die im Kontext der Einschätzung ihrer Einkommensposition im Vergleich zu ihren Mitmenschen stehen. Dies könnte in Bezug auf die Wahrnehmung der eigenen relativen Benachteiligung gegenüber anderen (im Einklang mit der Theorie der Relativen Deprivation) oder die gesellschaftliche Stellung und das Gefühl mangelnder sozialer Mobilität (Sozialer Vergleichstheorie) begründet sein.
Social Psychological and Personality Science, doi: 10.1177/19485506231167928