Geringeres Alzheimerrisiko

Gehirne des Menschen werden immer größer

Robert Klatt

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Das Gehirnvolumen des Menschen nimmt kontinuierlich zu. Dies beeinflusst die Gehirngesundheit und reduziert das Alzheimerrisiko.

Davis (U.S.A.). In den U.S.A. nimmt das Durchschnittsalter der Bevölkerung durch den demografischen Wandel stetig zu. Der Anteil der Bevölkerung mit Alzheimer ist seit den 1960er-Jahren trotzdem deutlich gesunken (- 20 %). Wissenschaftler der University of California, Davis (UCD) um Charles DeCarli haben die These aufgestellt, dass für diese paradoxe Entwicklung eine Zunahme des menschlichen Gehirnvolumens verantwortlich sein könnte.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin JAMA Neurology haben sie deshalb die Gehirne von Personen aus unterschiedlichen Generationen analysiert. Als Basis der Studie dienten MRT-Aufnahmen, die Forscher in Massachusetts im Rahmen einer großen Bevölkerungsstudie in den letzten 75 Jahren erstellt haben.

Gehirnvolumen des Menschen steigen

Die Forscher konnten so ermitteln, dass die Gehirnvolumen des Menschen stetig wachsen. Das Gehirnvolume von Menschen aus den 1920er-Jahren lag im Mittel bei 1,234 Litern. Bei Menschen aus den 1960er-Jahren war es deutlich mit 1,321 Liter deutlich größer (+ 6,6 %). Im selben Zeitraum wuchs zudem die Oberfläche des Organs von 2.104 auf 2.056 Quadratzentimeter (+ 15 %).

Überdies nahm auch die Durchschnittsgröße des Menschen von 168 Zentimetern in den 1920er-Jahren auf 172 Zentimeter in den 1960er-Jahren zu (+ 2,4). Berücksichtigt man auch diesen Faktor, war das Wachstum des Gehirnvolumens immer noch deutlich größer als das Wachstum des übrigen Körpers.

Unterschiedliche Hirnstrukturen betroffen

Laut den untersuchten Gehirnen betrifft die Zunahme des Volumens unterschiedliche Areale, darunter die weiße Substanz des Organs (+ 8,0 %), den Hippocampus (+ 6 %) und die graue Substanz (+ 2 %). Der Hippocampus ist vor allem für das Gedächtnis verantwortlich und bei Menschen mit Alzheimer häufig geschädigt. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Zunahme des Hirnvolumens durch eine Kombination unterschiedlicher Faktoren ausgelöst wurde.

„Die Genetik spielt eine wichtige Rolle bei der Bestimmung der Gehirngröße, aber unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch äußere Einflüsse – wie gesundheitliche, soziale, kulturelle und pädagogische Faktoren – eine Rolle spielen könnten.“

Zudem sind die Forscher der Ansicht, dass die größeren Gehirnstrukturen für eine bessere Gehirnentwicklung und -gesundheit sprechen. Dies könnte ein Vorteil sein und dazu führen, dass das Alzheimerrisiko sinkt.

„Das Jahrzehnt, in dem jemand geboren wird, scheint die Gehirngröße und möglicherweise die langfristige Gehirngesundheit zu beeinflussen. Eine größere Gehirnstruktur stellt eine größere Gehirnreserve dar und kann die späteren Auswirkungen altersbedingter Gehirnerkrankungen wie Alzheimer und damit verbundener Demenzerkrankungen abfedern.“

JAMA Neurology, doi: 10.1001/jamaneurol.2024.0469

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