Robert Klatt
Menschen mit Genitalherpes (HSV-2) haben eine dünnere Großhirnrinde. Das Alzheimerrisiko könnte dadurch signifikant zunehmen.
New York City (U.S.A.). Etwa drei Viertel der Weltbevölkerung sind mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) infiziert, das im Mund unangenehmen Bläschen verursachen kann. Die Infektionsrate mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2), das primär den Genitalbereich betrifft, ist mit etwa einem Fünftel der Menschen deutlich geringer. Bisher können Infektionen mit beiden Viren nicht geheilt werden.
Eine im Fachmagazin Frontiers in Aging Neuroscience publizierte Studie lieferte bereits 2018 Hinweise darauf, dass HSV-1 die Entstehung von Alzheimer fördern könnte. Forscher der Columbia University um Jose Gutierrez haben im Journal of Neuroscience nun eine Korrelationsstudie publiziert, die untersucht hat, ob ein Zusammenhang zwischen HSV-2-Infektion und dem Alzheimerrisiko besteht.
Die Forscher haben dazu das Gehirn von 455 Personen mit einem Durchschnittsalter von 70 Jahren mit einer Magnetresonanztomografie untersucht und Blutproben analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen, die positiv auf das Herpes-Simplex-Virus Typ 2 (HSV-2) getestet wurden, im Mittel eine dünnere Großhirnrinde besitzen als Menschen ohne das Virus. Dieser Zusammenhang blieb auch nach der Bereinigung von Variablen wie Bildungsniveau und Rauchverhalten bestehen.
Laut den Autoren belegen die Ergebnisse eine beschleunigte Alterung des Gehirns, die möglicherweise das Risiko für Demenz oder Alzheimer erhöht. Sie erklären jedoch, dass die Studie lediglich eine Korrelation zwischen der Menge des Virus und der Gehirnsubstanz zeigt. Ob HSV-2 tatsächlich Demenz verursacht, zeigt die Studie nicht.
Andere Studien haben aber bereits gezeigt, dass Infektionen, darunter auch HSV-2, Auswirkungen auf das Gehirn haben können. Laut Studie schneiden infizierte Personen zum Beispiel in kognitiven Tests schlechter ab. Zudem wurde laut einer im Fachmagazin Science erschienenen Studie festgestellt, dass HSV-1 die Bildung von Beta-Amyloid-Plaques begünstigt, die ebenfalls als ein Indiz für Alzheimer angesehen werden.
Frontiers in Aging Neuroscience, doi: 10.3389/fnagi.2018.00324
Journal of Neuroscience, doi: 10.1016/j.jns.2023.120856
Science, doi: 10.1126/sciadv.aay8828