Robert Klatt
Eine vegane oder vegetarische Ernährung reduziert das Risiko für viele Krebsarten. Besonders stark sinkt durch den Verzicht auf Fleisch das Risiko für Prostata- und Brustkrebs.
Oxford (England). Wissenschaftler der University of Oxford haben entdeckt, dass Menschen, die nur wenig Fleisch essen oder sich vegetarisch ernähren, ein geringeres Risiko für einige Krebsarten haben. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin BMC Medicine basiert die Studie auf Gesundheitsdaten von 472.337 Erwachsenen, die zu Studienbeginn nicht an Krebs erkrankt waren. Im Mittel lag die Nachbeobachtungszeit der 40 bis 70 Jahre alten Probanden bei elf Jahren.
Untersucht wurde die Anzahl der Krebsdiagnosen bei den Probanden sowie deren Fleischkonsum. Rind, Schwein, Lamm und Geflügel wurden dabei in eine Kategorie zusammengefasst, während Fisch separat analysiert wurde.
Laut der Analyse haben Veganer und Vegetarier im Vergleich zu Menschen, die fast täglich Fleisch essen, ein 14 Prozent geringeres Krebsrisiko. Bei Menschen, die nur Fisch, aber kein Fleisch essen, ist das Risiko an Krebs zu erkranken um zehn Prozent geringer. Essen Menschen durchschnittlich an weniger als fünf Tagen in der Woche Fleisch, sinkt ihr Krebsrisiko um zwei Prozent.
Bei einigen Krebsarten beeinflusst die Ernährung das Risiko jedoch deutlich stärker. Die größte Differenz entdeckten die Forscher zwischen pescetarisch und vegetarisch lebenden Männer. Im Vergleich zu Männern, die Fleisch essen, war ihr Prostatakrebsrisiko um 21 bis 31 Prozent niedriger. Bei Frauen sank durch den Verzicht auf Fleisch vot allem das Risiko für Brustkrebs.
Laut Cody Watling, Leiter der Studie und Doktorand in Oxfort geht dieser Unterschied sehr wahrscheinlich darauf zurück, dass Männer im Durchschnitt weniger gesundheitsbewusst leben. „Es könnte sein, dass Frauen, die Fleisch essen, zusätzlich mehr Vollkorn essen, während Männer mehr stark verarbeitetes Fleisch konsumieren“, so Watling.
Die Autoren erklären überdies, dass es sich bei ihrer Veröffentlichung lediglich um eine Beobachtungsstudie handelt. Einen kausalen Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und dem Krebsrisiko kann die Studie demnach nicht belegen. Das Krebsrisiko könnte demnach bei Vegetariern auch dadurch reduziert sein, weil diese einen allgemein gesünderen Lebensstil haben. Veganer und Vegetarier haben im Mittel etwa einen niedrigen Body Mass Index (BMI). Die Wahrscheinlich an Prostatakrebs zu erkranken, war unabhängig vom BMI der Probanden bei Fleischkonsumenten trotzdem höher.
Pescetarier und Vegetarier waren überdies zu Studienbeginn im Mittel jünger, hatten einen höheren Bildungsabschluss und waren häufiger körperlich aktiv. Zudem hat ein größerer Anteil von ihnen nie Tabak geraucht und konsumiert nur wenig Alkohol. Überdies ist bekannt, dass das Risiko für Krebs und andere Erkrankungen durch pflanzliche Lebensmittel und Gemüse reduziert wird. Es liegen demnach in diesen Personengruppen weitere Faktoren vor, die das Krebsrisiko reduzieren.
„Es scheint ein geringeres Risiko für Personen zu geben, die auf Fleisch verzichten, jedoch ist der Fleischverzicht nicht notwendig, um sich gesund zu ernähren. Vollkornprodukte, Gemüse und Hülsenfrüchte zu essen und ein gesundes Gewicht zu halten sind Dinge, die wir alle tun sollten, unabhängig davon, ob wir Vegetarier oder Fleischesser sind“, konstatiert Watling.
BMC Medicine, doi: 10.1186/s12916-022-02256-w