Trotz Krankheiten:

Gleiche Geburtsresultate bei Trans-Männern und Cis-Frauen

Robert Klatt

Baby eines Trans-Mannes )kcotS ebodAoeg_aneri(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Trans-Personen mit männlicher Geschlechtsidentität (Trans-Männer) können ebenfalls schwanger werden und Babys zur Welt bringen
  • Versicherungsdaten belegen nun, dass die Geburtsresultate von Trans-Männer von Cis-Frauen identisch sind, obwohl Trans-Männer öfter unter chronischen Krankheiten wie Angstzustände und Depressionen leiden

Die Geburtsresultate von Cis-Frauen und Trans-Männern sind nahezu identisch, obwohl Trans-Männer öfter unter chronischen Krankheiten wie Angstzustände und Depressionen leiden.

Ann Arbor (U.S.A.). Trans-Personen mit männlicher Geschlechtsidentität können schwanger werden und Kinder bekommen. Laut Daphna Stroumsa von der University of Michigan wurden ihre Schwangerschaften und Geburtsresultate bisher aber kaum wissenschaftlich untersucht.

„Trans-Personen können und werden auch schwanger, aber es gibt kaum Daten zu den Schwangerschaftsoutcomes. Barrieren bei der Schwangerschaftsvorsorge, Stress und Stigma durch die Angehörigkeit zu einer Minderheit und der Einsatz von Testosteron könnten Transgender-Personen einem erhöhten Risiko für perinatale Komplikationen aussetzen.“

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin JAMA haben die Forscher um Stroumsa deshalb zwei Versicherungsdatenbanken nach Trans-Männern, die eine Geburt erlebt haben, durchsucht. Als Trans-Männer klassifiziert wurden Menschen, die zur Zeit der Geburt männlich eingestuft wurden oder die eine diagnostizierte Geschlechtsdysphorie aufwiesen. Insgesamt konnten sie 1.907 Trans-Männern finden, deren Geburtsresultate sie mit 2,8 Millionen Cis-Frauen verglichen.

Sterblichkeit, Frühgeburten und Kaiserschnittrate untersucht

Der Hauptfokus der Untersuchung lag auf der schweren mütterlicher Morbidität, die unter anderem akutes Nierenversagen, Herzinfarkt, Sepsis, Transfusion von Blutprodukten oder der Durchführung einer Hysterektomie umfasst. Die sekundären Messgrößen berücksichtigten Kaiserschnittgeburten und Frühgeburten, die nicht von der mütterlichen Morbidität erfasst wurden.

Gegenüber ihren Cis-Frauen waren Trans-Männer durchschnittlich jünger, weniger häufig von weißer Abstammung und litten öfter unter chronischen Leiden, darunter Angstzustände und Depressionen.

Morbidität und Frühgeburten kaum beeinflusst

Die Analyse der Daten zeigt, dass Trans-Männer keine erhöhten Fälle von schwerwiegender mütterlicher Morbidität im Vergleich zu Cis-Frauen aufwiesen. Für eine ähnliche Untersuchung des Medicaid-Datensatzes waren die Fallzahlen unzureichend, merkten die Forscher an.

Hinsichtlich der Frühgeburtenrate ergab sich ebenfalls kein bedeutsamer Unterschied zwischen Trans- und Cis-Personen. Die Frühgeburtenrate lag bei 27,7 Prozent für Cis-Frauen und 21,1 Prozent für Trans-Männer im Medicaid-Datensatz und bei 33,7 Prozent für Cis-Frauen und 21,9 Prozent für Trans-Männer in der kommerziellen Datenbank.

Reduzierte Kaiserschnitte

Beide Datenbanken zeigen jedoch, dass die Anteile von Kaiserschnittgeburten bei Trans-Personen niedriger sind. In der Medicaid-Datenbank wählten 27,7 Prozent der Cis-Frauen diesen Geburtsweg, während es bei den Trans-Männern nur 21,1 Prozent waren. Ein vergleichbares Bild zeigte sich in der Versicherungsdatenbank: Dort lag der Prozentsatz der Kaiserschnittgeburten bei Cis-Frauen bei 33,7 Prozent, während er bei Trans-Männern auf 21,9 Prozent sank.

Identische Geburtsresultate

Stroumsa und ihre Kolleginnen betonen, dass die niedrigere Kaiserschnittrate bei Trans-Personen auch mit Unterschieden beim Geburtshilfeteam oder der Versorgung zusammenhängen könnte. Sie stellen jedoch klar, dass die Ergebnisse der Schwangerschaft ähnlich waren, obwohl Trans-Männer generell eine höhere Prävalenz chronischer Erkrankungen zeigten.

Als Fazit fordern sie zusätzliche prospektive Datensammlungen, größere Proben und patientenzentrierte Endpunkte in Studien, um ein klareres Bild der Geburtsergebnisse von Trans-Männern zu erhalten und die Versorgungsqualität zu verbessern.

JAMA, doi: 10.1001/jama.2023.7688

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