Robert Klatt
Grippeschutzimpfungen werden in Deutschland auch bei Risikogruppen wenig nachgefragt. In Kombination mit der Covid-19-Pandemie könnte eine starke Grippewelle im Winter bei einer zu geringen Impfquote aber zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führen.
Berlin (Deutschland). Das Vertrauen in Impfungen ist laut einer kürzlich veröffentlichen Studie in Deutschland in den letzten Jahren gestiegen. Trotzdem will laut einer Umfrage der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) unter 1.000 Erwachsenen fast jede zweite Person, die zu einer Risikogruppe gehört, keine Grippeschutzimpfung erhalten. Insgesamt gaben 38 Prozent der Umfrageteilnehmer an, eine Grippeschutzimpfung haben zu wollen.
Laut der Abda ist die Grippeschutzimpfung besonders für Risikogruppen empfohlen. Dazu gehören Menschen mit chronischen Krankheiten, Mitarbeiter medizinischer Einrichtungen, ältere Menschen ab 60 Jahren und alle Menschen, die in ihrem Beruf Kontakt mit vielen Personen haben. Laut Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands „ist die Impfung sicher und gut verträglich.“
Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) empfiehlt besonders im Anbetracht der Covid-19-Pandemie allen Risikogruppen eine Grippeschutzimpfung. Es könnte ansonsten bei einer ähnlichen starken Grippesaison wie in den Jahren 2017/18, in denen laut dem Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland 25.000 Menschen an Influenza starken, zu einer Überlastung des Gesundheitssystems kommen.
Daten der Ständigen Impfkommision (STIKO) des RKI zeigen, dass in der Grippesaison 2018/19 nur 35 Prozent der Menschen ab 60 Jahren eine Grippeschutzimpfungen in Anspruch nahmen. Auch bei chronisch kranken Menschen, von denen es laut des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) in Deutschland 28 Millionen gibt, bei denen eine Influenza-Impfung empfohlen wird, sind Grippeschutzimpfungen nicht wenig verbreitet. In der Grippesaison 2017 waren es bei Menschen mit Multipler Sklerose lediglich 19 Prozent, bei Personen mit chronischen Nierenkrankheiten lediglich 44 Prozent. Die STIKO geht je nach chronischer Krankheit von einer Impfquote zwischen 20 und 50 Prozent aus.
Zur Verfügung stehen für die aktuelle Impfsaison 26 Millionen Grippeschutzimpfungen, also deutlich mehr als in den Vorjahren. Laut dem Deutschen Arzneiprüfungsinstituts e. V. (DAPI) wurden an gesetzlich versicherte Patienten 2019 14 Millionen Impfdosen verabreicht, 2018 waren es 13,4 Millionen. Um die Impfquote zu erhöhen, dürfen in der Grippesaison 2020/2021 erstmals speziell geschulte Apotheken selbstständig Grippeschutzimpfungen verabreichen.
Möglicherweise ist im aktuellen Jahr aufgrund der Covid-19-Schutzmaßnahmen aber auch mit einer deutlich kleineren Grippewelle zu rechnen. Derzeit handelt es sich bei dieser Annahme aber nur um extrapolierte Daten aus anderen Regionen der Erde. Nahezu alle Experten vertreten daher weiterhin die Ansicht, dass sich alle Angehörigen einer Risikogruppe einer Grippeschutzimpfung unterziehen sollten.