Robert Klatt
Die Gedächtnisleistung verschiedener Menschen unterscheidet sich deutlich. Forscher haben nun Gründe dafür entdeckt.
Basel (Schweiz). Die Gedächtnisleistung unterschiedlicher Menschen unterscheidet sich deutlich. Obwohl es in der Wissenschaft bekannt ist, dass bestimmte Gehirnregionen für Gedächtnisfunktionen unerlässlich sind, war es bisher unklar, ob Unterschiede in deren Aktivitätsniveaus der Grund für die individuelle Gedächtnisfähigkeit des Menschen sind.
Forscher der Universität Basel haben deshalb die global größte funktionelle Bildgebungsstudie zum Thema Gedächtnis mit fast 1.500 Teilnehmer im Alter von 18 bis 35 Jahren durchgeführt. Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Communications sollten sich die Probanden 72 Bilder ansehen und merken. Die Wissenschaftler um Léonie Geissmann zeichneten dabei die Hirnaktivität der Probanden mit der Magnetresonanztomografie (MRT) auf. Anschließend sollten sich die Probanden an möglichst viele der Bilder erinnern. Dabei kam es zu deutlichen Unterschieden in der Gedächtnisleistung.
Die Analyse der Studiendaten zeigt, dass zwischen der Aktivität bestimmter Gehirnregionen, darunter auch dem Hippocampus, eine direkte Verbindung zu dem Merkprozess und der anschließenden Gedächtnisleistung besteht. Personen mit einem besseren Gedächtnis zeigten eine stärkere Aktivierung dieser Gehirnbereiche. Eine solche Verbindung wurde jedoch nicht für andere, für das Gedächtnis relevante Gehirnbereiche entdeckt. Die Okzipitallappen waren bei Personen mit allen Gedächtnisleistungsniveaus gleichermaßen aktiv.
Überdies haben die Forscher funktionelle Netzwerke im Gehirn identifiziert, die mit der Gedächtnisleistung in Verbindung standen. Diese Netzwerke bestehen aus verschiedenen Gehirnregionen, die miteinander kommunizieren, um komplexe Prozesse wie die Speicherung von Informationen zu ermöglichen.
„Die Ergebnisse helfen uns, besser zu verstehen, wie sich Unterschiede in der Gedächtnisleistung von einer Person zur anderen ergeben.“
Laut den Forschern sind die Ergebnisse von großer Bedeutung für zukünftige Forschungen, die biologische Eigenschaften wie genetische Marker mit Hirnsignalen verknüpfen wollen.
Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-023-41380-w