Robert Klatt
Genvarianten, die sich vor allem bei kleinen und hellhäutigen Männer finden sorgen für einen frühzeitigen Haarausfall und erhöhen das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken leicht.
Bonn (Deutschland). In Deutschland leiden etwa 80 Prozent aller Männer mit zunehmendem Alter an Haarfollikeln, die nur noch sehr dünne Haare produzieren und so zu Haarausfall, kahlen Stellen und schlussendlich einer Glatze führen. Die Ursachen konnte die Wissenschaft zwar noch nicht vollumfänglich klären, das männliche Sexualhormon Testosteron ist aber laut aktueller Studienlage nicht dafür verantwortlich. Zu den bekannten Ursachen gehören hingegen Schilddrüsen- oder Darmprobleme und eine genetische Prädisposition.
Studien zeigten außerdem, dass Männer mit frühem Haarausfall häufiger an Prostatakrebs und Herzerkrankungen leiden. Welche Gene für den Haarausfall verantwortlich sind und ob auch andere körperliche Merkmale bei Männern mit Glatzen vermehrt auftreten hat nun eine Studie der Universität Bonn erstmals untersucht.
Laut der im Fachmagazin Nature Communications publizierten Forschungsarbeit haben die Wissenschaftler um Studienleiterin Stefanie Heilmann-Heimbach dazu 20.000 Probanden aus sieben Ländern nach Risikofaktoren für Haarausfall untersucht. Eine Hälfte der Teilnehmer der bisher größten Genstudie zu diesem Thema hatte volles Haar, die zweite Hälfte litt bereits zu Studienbeginn unter Haarausfall.
Bei der Analyse der Gene konnten wie Heilmann-Heimbach erklärt die Wissenschaftler „63 Änderungen im menschlichen Genom identifizieren, die das Risiko für frühzeitigen Haarausfall erhöhen.“ Besonders auffällig waren dabei neben den Zellen der Haarfollikel auch Immun- und Fettzellen der Kopfhaut, die ebenfalls einen frühzeitigen Haarausfall begünstigen.
Außerdem zeigen die Studienergebnisse, dass die gefundenen Genvarianten nicht nur für den Haarausfall verantwortlich sind, sondern dass auch Zusammenhänge mit anderen körperlichen Merkmale und Krankheiten bestehen. Dazu gehört unter anderem Prostatakrebs, den bereits vorherige Studien ohne die Genvarianten als Ursache zu kennen in Verbindung mit Haarausfall gebracht haben. Die körperlichen Merkmalen, die durch die Genvarianten beeinflusst werden umfassen neben einem frühen Pubertätsbeginn auch eine unterdurchschnittliche Körpergröße.
Markus Nöthen, Co-Autor der Studie fügt hinzu, dass „darüber hinaus Verbindungen zu heller Hautfarbe und einer erhöhten Knochendichte gefunden wurden.“ Laut den Wissenschaftler lässt dies daraus schließen, dass „Männer mit Haarausfall Sonnenlicht besser zur Vitamin D-Synthese nutzen können. Sie könnten auch erklären, warum vor allem hellhäutige Männer frühzeitig ihre Haare verlieren.“
Die Studienergebnisse zeigen somit zusammengefasst, dass Männer die früh in der Pubertät waren und eher klein und hellhäutig sind ein höheres Risiko für frühzeigen Haarausfall und eine Glatzenbildung haben. Entwarnung gibt Nöthen hingegen beim Risiko an Prostatakrebs zu erkranken, da dies nur minimal über dem Bevölkerungsdurchschnitt liegt. Außerdem fügt er hinzu, dass die Studie nicht zeigen konnte welche Prozesse für den frühzeitigem Haarausfall und die anderen Krankheiten verantwortlich sind.
Nature Communications, doi: 10.1038/ncomms14694