Robert Klatt
Der natürliche Alterungsprozess der Haare ist beim Menschen stark von der Ethnie abhängig. Im Mittel beginnt das Ergrauen bei Europäern am frühsten.
Boston (U.S.A.). Beim Menschen sorgt der natürliche Alterungsprozess nach einer gewissen Lebensspanne für graue und weiße Haare. Verantwortlich dafür ist das Farbpigment Melanin, von dem bei älteren Menschen weniger gebildet wird. Die Geschwindigkeit der Haaralterung hängt hauptsächlich von der genetischen Prädisposition und der individuellen Lebensweise ab, wird aber auch durch ein Gen beeinflusst.
Die Wissenschaft hat außerdem herausgefunden, dass die Alterung und Graufärbung der Haare ebenfalls von der Ethnie des Menschen abhängen. Forscher der Boston University um Mayra Maymone haben nun erstmals die Haaralterung verschiedener geografischer Populationen im Detail untersucht.
Neelam Vashi: „Trotz ähnlicher chemischer Zusammensetzung variieren die strukturellen Eigenschaften des Haares zwischen verschiedenen Ethnien und folglich auch die Alterung des Haares. Da die Bevölkerung älter und vielfältiger wird, ist es von größerer Notwendigkeit, den Alterungsprozess der Haare bei verschiedenen Haartypen zu verstehen.“
Um Unterschiede in der Haaralterung verschiedener Ethnien zu untersuchen, analysierten die Wissenschaftler laut ihrer Veröffentlichung im Journal of Clinical and Aesthetic Dermatology 70 Publikation. Dabei konzentrierten sie sich auf Menschen mit europäischer, asiatischer, afrikanischer und lateinamerikanischer Herkunft.
Die Analyse zeigt, dass bei Haaralterung je nach Ethnie um mehrere Jahre verzögert beginnt. Bei hellhäutigen Menschen kaukasischer Abstammung beginnt das Ergrauen im Mittel schon mit Mitte 30, bei Asiaten mit Ende 30 und bei Menschen afrikanischer Abstammung erst mit 45 Jahren.
Verantwortlich für das unterschiedliche Alter beim Beginn des Ergrauens sind die Melanosomen, Organellen in den Pigmentzellen, die Melanin bilden und verteilen.
Mayra Maymone: „Studien haben nahegelegt, dass afrikanische Haarproben größere Melanosomen und eine höhere Melanosomendichte im Vergleich zu Haarproben kaukasischer oder asiatischer Abstammung aufweisen, was ein möglicher Grund für den späteren Beginn des Ergrauens bei afrikanischem Haar ist.“
Journal of Clinical and Aesthetic Dermatology, doi: 2021;14(1):38–44