Aktuelle Studie

Hängen ADHS und Glücksspielsucht zusammen?

Dennis L.

Spielsucht und ADHS - gibt es hier einen Zusammenhang? )moc.hsalpsnuycnegA otohP uacaM(Foto: © 

Hängen ADHS und Glücksspielsucht zusammen? Diese Fragen wollten Forscher und Mediziner in einer aktuellen Studie klären und kamen dabei zu einem überraschenden Ergebnis.

Warum wird jemand von Glücksspielen abhängig? Dieser Frage gehen Forscher und Ärzte schon seit Jahrzehnten nach, kamen jedoch bislang nie auf ein eindeutiges Ergebnis. Eine verhältnismäßig neue Studie bringt weitere Erkenntnisse ans Tageslicht: Zwischen ADHS und Glücksspielsucht gibt es wohl einen Zusammenhang. Was es mit der Studie auf sich hat und welche Schritte Online-Casinos unternehmen, um ihre Spieler zu schützen, zeigt dieser Artikel.

Ob es eine Verbindung zwischen der Glücksspielsucht und ADHS gibt, untersuchten Forscher aus den USA, Spanien und Australien. Im »Journal of Disorders« wurde das Ergebnis nun veröffentlicht. Im Kurzlaut gilt nach Ansicht der Forscher das Ergebnis, dass bei zwanzig Prozent der Studienteilnehmer mit Glücksspielsucht auch Anzeichen von ADHS gefunden werden konnten. Im Überblick:

  • ADHS - das Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom betrifft in Deutschland ungefähr fünf Prozent der Kinder und Jugendliche. Im Erwachsenenalter bleibt das Problem zumeist bestehen. Die Ursache für diese Erkrankung ist noch nicht festgestellt worden. Zusammenhang - aber warum wurde ADHS als möglicher Zusammenhang mit der Glücksspielsucht in Verbindung gebracht? Dies liegt an den Ausprägungen des ADHS, denn die Symptome stimmen teilweise mit der Glücksspielsucht überein. Pathologische Spieler handeln oft impulsiv, genau diese Impulsivität ist auch bei ADHS ein wichtiges Symptom.
  • Die Studie - die Studie selbst wurde in Spanien durchgeführt. 98 Probanden, alles Männer mit einem Durchschnittsalter von knapp 43 Jahren, wurden ausgewählt. Zuerst mussten sie einen Fragebogen ausfüllen und sich selbst beurteilen. Der Fragebogen zielte darauf ab, ein mögliches ADHS zu thematisieren.
  • Ergebnis - 23 Teilnehmer, die an ADHS litten, hatten auch Probleme mit ihrem Spielverhalten. Umgekehrt lässt sich von Glücksspielsüchtigen sagen, dass sie Anzeichen von ADHS aufweisen.

Besonders betroffen sind die Probleme, Situationen korrekt einzuschätzen und eine gewisse Selbstkontrolle aufzubringen. Dies äußert sich zum Beispiel darin, dass Spielsüchtige weitere hohe Einsätze abgeben, selbst wenn sie soeben verloren haben. Auch die Effektkontrolle ist betroffen, denn sowohl im ADHS-Bereich als auch in der Spielsucht handeln Betroffene oft unkontrolliert aus einem Effekt heraus, der sich auch in Gewalt äußern kann.

Wie schützen Online-Casinos ihre Spieler vor Spielsucht?

Diese Frage ist nicht neu. Sicherlich investieren Glücksspielgesellschaften mittlerweile mehr in die Prävention und in Beratungsstellen, doch ist zumindest in Deutschland schon längst eine feste Regelung vorhanden, die vor der Glücksspielsucht bewahren soll. Diese trifft aktuell gesetzmäßig die örtlichen Casinos, Spielhallen und Lottogeschäfte, lässt sich aber spätestens mit der Legalisierung der Online-Casinos im kommenden Jahr auf das Internet ausweiten. Fakt ist:

  • Lizenz/Erlaubnis – ein Casino darf nur die Türen öffnen, wenn ein Suchtpräventionskonzept vorliegt. Das beinhaltet unter anderem die Schulung von Angestellten und die Auslage von Informationsmaterial. Gerade die Online-Casinos, die bereits in Schleswig-Holstein lizenziert sind, beachten diese Regelungen, da sie bei einer deutschlandweiten Lizenz ebenfalls eine Voraussetzung sein werden. Bei Online-Casinos gibt es noch weitere Möglichkeiten:
  • Limit – schon jetzt kann ein Spieler im Spielerkonto ein wöchentliches oder monatliches Limit festlegen. Das Limit besagt, wie hoch der Einsatz im gewählten Zeitraum maximal sein kann. Wieder eingesetzte Gewinne zählen jedoch nicht darunter. Im Sportwettenbereich haben schon einige Anbieter das Limit auf maximal 1.000 Euro festgelegt. Diese Summe wird nach der Legalisierung in Deutschland allgemein gelten – und zwar casinoübergreifend. Spieler müssen ein »Masterkonto« anlegen, in welchem alle Casinos zusammengeführt werden. Die Höchsteinzahlgrenze im Monat beträgt dann 1.000 Euro.
  • Sperre – bislang gibt es für örtliche Casinos eine Sperrliste, in die sich ein Spieler eintragen kann. Das Problem ist, dass sie nur begrenzt gültig ist und sich Bundesländer selten miteinander austauschen. Zugleich wirkt eine solche Sperre nicht im Online-Bereich, wo sich Spieler selbst sperren lassen müssen. Dies wird ebenfalls mit der Legalisierung geändert, da es künftig eine zentrale Sperrdatei gibt.
  • Eingriff durch Casino – Online-Casinos überwachen das Spielgeschehen eigenständig und sprechen auffällige Spieler an. Es ist auch nicht unüblich, dass Spieler vom Spielgeschehen ausgeschlossen werden, wenn sie Anzeichen einer Spielsucht zeigen.

Zugleich müssen Online-Casinos eine beratende Funktion übernehmen. Nicht nur ist es notwendig, dass sie auf der Homepage Materialien und Informationen rund um die Spielsucht bereitstellen, sie bieten auch direkte Links zu Beratungsstellen. Etliche Casinos haben zugleich eigene Servicemitarbeiter, die als erste Anlaufstelle für betroffene Spieler fungieren.

Ab dem kommenden Jahr werden diese Vorgehensweisen besser und wirksamer greifen. Aktuell ist zwar der gute Wille da, doch obliegt es immer noch dem Spieler, sich mit dem Problem zu befassen. Niemand kann zu fachmännischer Hilfe gezwungen werden und ohne eine übergreifende Sperrdatei kann ein Casino immer einen Spieler sperren, dieser sucht schlichtweg eines der anderen auf. Obwohl sich diesbezüglich manche Online-Casinos schon austauschen, sodass eine Neuanmeldung in einem anderen Casino nicht möglich ist. Die kommende Sperrdatei dürfte dies jedoch deutlich vereinfachen.

Wichtig ist, dass sich Casinos weiterhin der Prävention verschreiben und Anlauf- und Beratungsstellen erschaffen und fördern. Eine Sperrung im Online-Casino allein genügt nicht, denn der Betroffene benötigt fundierte und schnelle Hilfe, was leider gesundheitspolitisch bedingt vielerorts nicht einfach ist. Therapeuten vom Fach sind rar gesät und die Wartelisten oft für Monate voll. Und gerade bei einem Spielsüchtigen mit ADHS oder anderen psychischen Auffälligkeiten ist die Zeit ein wichtiger Faktor. Ist das Vorhaben, sich behandeln zu lassen, gefasst, so muss es zeitnah umgesetzt werden. Andererseits ist die Gefahr zu groß, dass ins alte Verhalten zurückgekehrt oder sich eine andere Form des Impulsausgleichs gefunden werden.

Der Spielsucht ein weiteres Stück auf der Spur?

Für gesunde Menschen ist die Spielsucht unverständlich. Doch trifft das auf viele Süchte oder auf anderes Fehlverhalten zu, denn was einem selbst unüblich erscheint, das ist zuerst unerklärlich. Das Zusammenspiel zwischen ADHS und der Spielsucht ist hingegen durchaus verständlich, denn einige der Symptome passen hervorragend zusammen. Natürlich hilft das reine Verstehen einer Sucht nicht deren Prävention. Doch um geeignete Präventionsmaßnahmen treffen zu können, ist es immer wichtig, auch um die Ecke zu denken und beispielsweise die Spielsucht von einer anderen Warte aus zu betrachten. Immerhin wird bei Alkoholismus heute stets nach Depressionen geforscht, bei Depressionen aber auch auf die Gefahr von Substanzmissbrauch hingewiesen. Ein ADHS-Erkrankter könnte somit frühzeitig vor dem Spiel gewarnt werden, wenn sich bestätigt, dass die Erkrankung das Risiko deutlich erhöht.

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