Robert Klatt
Handystrahlung beeinflusst die Nahrungsaufnahme des Menschen und ist somit ein Risikofaktor für Übergewicht.
Lübeck (Deutschland). Die Handystrahlung wird größtenteils vom Kopf des Menschen absorbiert. Sie könnte deshalb den Gehirnstoffwechsel und weitere Verarbeitungsprozesse des Denkorgans beeinflussen. Wissenschaftler der Universität Lübeck haben deshalb untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen der Strahlung des Mobilfunks und der Nahrungsaufnahme besteht. Aufgekommen ist diese Vermutung, weil frühere Studien belegen konnten, dass bei Ratten elektromagnetische Strahlung eine erhöhte Nahrungsaufnahme auslösen kann.
Wie die Wissenschaftler um Prof. Kerstin Oltmanns und Ewelina Wardzinski im Fachmagazin Nutrients berichten, führten sie eine Beobachtungsstudie mit 15 jungen Männern durch. Diese nahmen innerhalb von zwei Wochen dreimal an einem Experiment teil.
In diesen Experimenten wurden die Probanden mit zwei unterschiedlichen Mobiltelefonen als Strahlungsquelle bestrahlt. Bei der Kontrollgruppe kam eine Scheinbestrahlung zum Einsatz. Anschließend durften die Probanden innerhalb eines festen Zeitraums nach Belieben von einem Buffet essen. Die Forscher dokumentierten dabei die spontane Nahrungsaufnahme sowie den Energiestoffwechsel des Gehirns, den sie über verschiedene Blutwerte sowie die Phosphor-Magnetresonanz-Spektroskopie (MRS) bestimmten.
Sie konnten so feststellen, dass die Handystrahlung bei fast allen Probanden zu einer signifikanten Erhöhung der Gesamtkalorienzufuhr führt. Diese nahm in Abhängigkeit vom verwendeten Handy im Mittel um 22 Prozent beziehungsweise 27 Prozent zu. Laut einer Blutanalyse konsumierten die Teilnehmer primär zusätzliche Kohlenhydrate. Zudem belegen die MRS-Messungen, dass der Energieumsatz im Gehirn durch die Handystrahlung zunimmt.
Die Studie belegt somit, dass Handystrahlung ein potenzieller Risikofaktor für Übergewicht ist. Zudem zeigen die Ergebnisse, dass die Strahlung die Energiehomöostase des Gehirns verändert. Laut den Autoren könnten die Erkenntnisse als Basis für die weitere Erforschung von Adipositas dienen. Sie erklären zudem, dass vor allem bei Kindern und Jugendlichen der Einfluss der Handystrahlung auf die Nahrungsaufnahme und das Gehirn stärker in den Fokus der Wissenschaft rücken sollte.
Nutrients, doi: 10.3390/nu14020339