Ekzeme & Co.

Hautprobleme durch hartes Leitungswasser

D. Lenz

Wissenschaftler fanden heraus, dass hartes bzw. kalkhaltiges Wasser in direkter Verbindung mit Hauterkrankungen und Ekzeme stehen. )yabaxipscipmoobak(Foto: © 

Hartes Wasser aus der Leitung schädigt durch Verkalkung nicht nur diverse Haushaltsgeräte, sondern kann nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen auch für Hauterkrankungen und Ekzeme verantwortlich sein. Welche Eigenschaft des harten bzw. kalkhaltigen Wassers jedoch genau die Hauterkrankungen verursacht, ist bisher noch unklar.

London (Großbritannien). Hartes beziehungsweise sehr kalkhaltiges Leitungswasser besitzt einen hohen Anteil an Calcium und Magnesium. Anhand des Mineralgehalts wird der sogenannte Wasserhärtegrad bestimmt. Je nach Region variiert der Wasserhärtegrad stark, was auch der Grund für den unterschiedlichen Geschmack des Leitungswassers ist, da die Mineralien zusätzlich als Geschmacksträger dienen.

Hartes Leitungswasser ist Fluch und Segen zugleich. So empfinden viele Menschen den Geschmack von härterem beziehungsweise kalkhaltigerem Wasser als wesentlich angenehmer als von weichem Wasser. Dabei spielt es geschmacklich keine große Rolle, ob das Wasser pur oder in Form von Tee oder Kaffee getrunken wird. Neben dem besseren Geschmack ist das Trinken von kalkhaltigem Leitungswasser wegen der zahlreichen Mineralstoffe zudem wesentlich gesünder.

Hartes Leitungswasser hat aber auch Nachteile: So verkalken Wasserhähne, Duschen und Badewannen wesentlich schneller als bei weichem Wasser. Trinkgläser bekommen schnell weiße Schlieren und Haushaltsgeräte wie Bügeleisen, Kaffeemaschinen, Wasserkocher, Wasch- und Geschirrspülmaschinen gehen oftmals eher kaputt als die Geräte, die mit weichem Wasser betrieben werden. Jetzt haben britische Forscher herausgefunden, dass hartes Wasser noch einen weiteren großen Nachteil besitzt: Es ist für die Haut äußerst ungesund und nicht nur für trockene, rissige und juckende Hautstellen, sondern auch für Hautkrankheiten und Ekzeme verantwortlich.

Die Wasserhärte steht im Zusammenhang mit Hauterkrankungen

Wenn sich kalkhaltiges Wasser so negativ auf Haushaltsgeräte auswirkt, wie wirkt es sich dann beim täglichen Waschen auf die Haut aus? Diese Frage gingen die Wissenschaftlerin Michael Perkin und ihre Kollegen von der University of London nach und konnten mit ihrer Studie tatsächlich einen klaren Zusammenhang zwischen hartem Wasser und diversen Hauterkrankungen nachweisen. Im Fachmagazin Journal of Allergy and Clinical Immunology berichtet Perkin, dass der Wasserhärtegrad in direkter Verbindung mit einem deutlich erhöhten Risiko für entzündliche Hauterkrankungen steht. Kleinkinder, die für seine Studie als Probanden dienten, haben demnach ein besonders hohes Risiko durch hartes Wasser Hauterkrankungen und/oder Ekzeme zu bekommen.

Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler die Daten von 1.300 Kindern im Alter von drei Monaten in Großbritannien aus, die im Rahmen der Enquiring About Tolerance Study erhoben wurden. Perkin und ihre Kollegen erfassten zudem die Wasserhärte der betroffenen Haushalte, fragte die Eltern der Kinder nach dem Gebrauch von Wasserenthärtern und untersuchten die Kinder nach Anzeichen von Hauterkrankungen und Ekzemen. Zusätzlich maßen sie den Feuchtigkeitsgehalt der Haut, denn eine trockene Haut gilt für Mediziner als Risikofaktor für die Entstehung von Ekzemen. Um wirklich alle Faktoren berücksichtigen zu können, suchten die Wissenschaftler auch nach genetischen Prädispositionen für Hauterkrankungen. Anhand des sogenannten FLG-Gen der Kinder suchte Perkin nach Mutationen. Das Gen codiert unter anderem das Protein Fillagrin, welches eine tragende Rolle für die Schutzfunktion der Haut spielt.

Hartes Wasser, mehr Ekzeme und Hautkrankheiten

Die Auswertung aller Daten war erschreckend und eindeutig: „In Regionen mit hartem Wasser, ist das Risiko für Ekzeme bei Kleinkindern um bis zu 87 Prozent erhöht“, schreiben die Wissenschaftler. „Die Wasserhärte nimmt in Großbritannien von Norden nach Süden zu und die Häufigkeit von Ekzemen und Hauterkrankungen folgt diesem Muster.“ Zwar konnte auch ein Zusammenhang mit mutierten FLG-Genen einiger Kinder und den Ekzemen nachgewiesen werden, aber dieser sei nicht signifikant und könne vernachlässigt werden.

Die Wissenschaftler räumen jedoch ein, dass das kalkhaltige Leitungswasser nicht zwangsläufig alleine für die Hauterkrankungen der Kinder verantwortlich sein muss. „Wir wissen beispielsweise nicht, wie oft die Kleinkinder in Schwimmbädern waren. Dort enthält das Wasser verhältnismäßig viel Chlor und könnte deshalb auch Einfluss auf die Hautfunktionen haben.“

Kalkhaltiges Leitungswasser kann krank machen

Klar zu sehen ist, dass kalkhaltiges Leitungswasser das Risiko für Hauterkrankungen und Ekzeme negativ beeinflusst. „Unklar ist jedoch noch, ob das Calcium sich direkt schädlich auf die Haut auswirkt oder ob dabei andere Faktoren eine Rolle spielen, die direkt mit der Wasserhärte im Zusammenhang stehen – zum Beispiel der pH-Wert des Leitungswassers.“ Perkin und ihre Kollegen wollen in weiteren Untersuchungen herausfinden, welche Eigenschaft des harten Wassers genau für die Hauterkrankungen verantwortlich ist.

Wasser enthärten

Obwohl das Trinkwasser in Deutschland sehr strengen Kontrollen unterliegt, kann es Sinn machen, gewisse Wasserleitungen zu enthärten. Dies ist nicht nur für die Haut gesünder, sondern schützt auch viele Haushaltsgeräte vor frühzeitiger Verkalkung. Dazu haben wir mit Julia Reichardt, Expertin auf dem Gebiet von Trinkwasser, gesprochen und sie gefragt, welche Möglichkeiten es zur Wasserenthärtung gibt.

Die häufigste Lösung zur Wasserenthärtung im Eigenheim sind mechanische Partikelfilter, die sich direkt hinter der Wasserzählanlage befinden. Jedoch wohnen in Deutschland die meisten Menschen zur Miete und der Einbau einer solchen Wasserenthärtungsanlage ist vielen Vermietern zu teuer. Aus diesem Grund greifen viele Mieter, aber auch Hausbesitzer, auf andere Möglichkeiten der Wasserenthärtung zurück.

Im Wesentlichen unterscheidet man die Alternativen zur hauseigenen Wasserenthärtungsanlage in sogenannte Tischwasserfilter oder Untertischgeräte. Beide Varianten haben ihre Vorteile und Nachteile – wie auch der mechanische Partikelfilter hinter dem Wasserzähler. Die gängigsten Wasserenthärter sind laut Reichardt folgende Grundsysteme:

  • Aktivkohlefilter
  • Destilliergeräte
  • Ionentauscher
  • Mikrofilter
  • Osmoseanlage

Wasserenthärtung mit Aktivkohlefiltern

Aktivkohlefilter eignen sich hervorragend um größere, unpolare und organische Stoffe, wie beispielsweise chlorierte Kohlenwasserstoffe, Pflanzenbehandlungsmittel oder Medikamentenrückstände im Leitungswasser herauszufiltern. Schwermetall-Ionen wie zum Beispiel Blei, Nitrat, Calcium und Magnesium (also Kalk), können Aktivkohlewasserfilter hingegen nicht aus dem Leitungswasser filtern.

Zudem besitzen Aktivkohlewasserfilter den Nachteil, dass sie die angelagerten Stoffe in hoher Konzentration wieder abgeben können, sobald der Filter voll ist. Zudem bietet dieses Wasserfiltersystem einen hervorragenden Nährboden für Mikroorganismen. Zwar ist in den meisten Aktivkohlefiltern keimtötendes Silber verbaut, dieses wird aber mit der Zeit ausgewaschen. Wird der Aktivkohlewasserfilter zudem längere Zeit nicht benutzt oder steht das Wasser im Filtersystem, so besteht trotzdem die Gefahr, dass sich Keime im Wasser vermehren können.

Wasserenthärtung mit Destilliergeräten

Destilliergeräte zur Wasserenthärtung erhitzen das Trinkwasser auf 100 Grad Celsius. Dabei verdampft das Wasser und kondensiert danach in einem anderen Behälter. Bei diesem Vorgang bleiben Schadstoffe und Mineralien zurück, leicht flüchtige Stoffe mit einem niedrigen Siedepunkt, wie beispielsweise Lösungsmittel, werden jedoch nicht zurückgehalten.

Die Wasserdestillation eignet sich weniger für den Hausgebrauch, da dieses Verfahren einen hohen Energiebedarf hat und destilliertes Wasser beim dauerhaften Verzehr zu einer Unterversorgung und Funktionsstörungen im Körper führen kann. Destilliergeräte zur Wasserenthärtung werden daher eher in Laboratorien verwendet.

Wasserenthärtung mit Ionentauschern

Ionentauscher werden relativ häufig zur Wasserenthärtung genutzt. Sie entziehen dem Leitungswasser anorganische, polare Teilchen (Ionen) und tauschen diese gegen andere aus. So kann ein Ionentauscher beispielsweise sehr kalkhaltigem Wasser Calcium- oder Magnesium-Ionen entzogen und gegen Natrium-Ionen ausgetauscht werden.

Wie bei den Aktivkohlefiltern, kann es auch bei Ionentauschern bei einem vollen Austauscher zu einer ungewollten Freigabe der zurückgehaltenen Ionen kommen. Dies kann ungeschehen passieren, da die Ionentauscher nur eine Druckveränderung oder die Durchflussmenge anzeigen. Auch hier können sich bei längerem Nichtgebrauch Keime im Wasserbehälter bilden. Bei Tischgeräten muss von Zeit zu Zeit die Filterpatrone ersetzt werden, da sie sich nicht regenerieren kann. Bei fest installierten Ionentauschern müssen man die Austauscherlösung regelmäßig erneuern.

Wasserenthärtung mit Mikrofiltern

Mikrofilter für Leitungswasser besitzen mikroporöse Hohlfasermembranen mit einer Porengröße von 0,2 Mikrometer. Diese Membranen halten zwar Bakterien zurück, nicht aber Chlor, Nitrat oder Pestizide. Diese Wasserfilter eignen sich daher nicht für den Hausgebrauch, sondern eher als Wasserfilter für Wohnwagen, Wohnmobile oder Boote.

Damit der Mikrofilter ordnungsgemäß funktioniert, wird für den Betrieb allerdings ein Wasserdruck von mindestens zwei bar benötigt.

Wasserenthärtung mit Osmoseanlagen

Unter Osmoseanlagen versteht man in der Regel das Membran- beziehungsweise das Umkehrosmoseverfahren. Dabei wird mit Hilfe elektrischer Pumpen Wasser durch eine nur in eine Richtung durchlässige Membran gepresst. Dese Membran lässt dabei nur sehr kleine Moleküle wie H2O durch. Größere Stoffe, wie zum Beispiel Nitrat, Phosphat und Schwermetalle, jedoch auch Mineralstoffe, werden zurückgehalten. Osmoseanlagen erzeugen als Endprodukt hochreines Wasser, welches auch in vielen Laboratorien und sogar in der Raumfahrt eingesetzt wird. Aber auch im Hausgebrauch werden Osmoseanlagen immer beliebter.

Damit es im Körper nicht zu einer Unterversorgung an Mineralstoffen kommt, wird im Hausgebrauch ein gewisser Anteil an normalem Leitungswasser dem gefilterten Wasser beigesetzt. Damit die Membran nicht verstopft, muss sie von Zeit zu Zeit gespült werden. Zudem ist eine Osmoseanlage anfällig für Verkeimung, da sich an der Membran Schwebstoffe sammeln. Eine regelmäßige Reinigung ist daher Pflicht.

Nicht jeder Wasserleitung muss gefiltert werden

Da deutsches Leitungswasser sehr gesund ist und man es bedenkenlos trinken kann, muss nicht jede Wasserleitung im Haus enthärtet werden. Es empfiehlt sich daher alle Leitungen im Badezimmer sowie die Wasserleitung zum Geschirrspüler und zur Waschmaschine mit einer entsprechende Wasserenthärtungsanlage zu versehen.

So bleiben im Badezimmer nicht nur die Wasserhähne und Duschköpfe länger kalkfrei, sondern es wird auch das Risiko von Hauterkankungen und Ekzemen minimiert. Eine Entkalkungsanlage an der Waschmaschine sorgt für eine längere Haltbarkeit des Geräts, weichere und farbechtere Wäsche und Gläser im Geschirrspüler bleichen nicht so schnell aus.

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