Robert Klatt
In Deutschland leiden 14,8 % der Frauen und 6,0 % nachweislich unter Migräne. Eine Studie hat nun untersucht, ob bei akuten Attacken das Schmerzmittel Metamizol hilft.
São Paulo (Brasilien). Laut Daten der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG), der MigräneLiga e. V. Deutschland und des Robert Koch-Instituts (RKI) sind in Deutschland etwa 14,8 % der Frauen und 6,0 % nachweislich von Migräne betroffen. Weitere 13,7 % der Frauen und 12,0 % der Männer leiden wahrscheinlich unter Migräne und Spannungskopfschmerzen.
Migräne und Spannungskopfschmerzen manifestieren sich hauptsächlich im erwerbsfähigen Alter und nehmen im Laufe der Zeit kontinuierlich ab. Typischerweise gehen Migränebeschwerden häufig mit Begleiterkrankungen wie Depressionen und Angststörungen einher. Trotz der Beeinträchtigung durch diese Schmerzen ist der Versorgungsgrad in diesem Bereich leider gering. Tatsächlich suchen lediglich eine Minderheit der Betroffenen innerhalb eines Jahres ärztliche Hilfe auf.
Die Behandlung von Migräne kann sowohl medikamentös als auch nicht-medikamentös erfolgen. Eine klinische Studie hat gezeigt, dass Medikamente bei der Akutbehandlung von Migräne effektiv sein können. Eine weitere Studie hat sich auf nicht medikamentöse Ansätze konzentriert, wie Entspannungsübungen und kognitive Verhaltenstherapie, und konnte deren Wirksamkeit bei der Migräneprävention nachweisen. Es ist wichtig, die geeignete Behandlungsstrategie individuell anzupassen, um den Betroffenen bestmöglich zu unterstützen und die Lebensqualität zu erhöhen.
Auch der Arzneistoff Metamizol wird gegen Migräne eingesetzt. Eine Studie der São Paulo University (USP) hat nun untersucht, ob das Injektion mit dem Schmerzmittel bei einem akuten Migräne-Notfall helfen können. Laut der Publikation im Fachmagazin Cephalalgia führten die Wissenschaftler um Dr. J. G. Speciali eine einfach verblindeten prospektiven Studie wurden 54 Migränepatienten mit Aura, 95 ohne Aura und 30 Patienten mit Spannungskopfschmerzen. Die Probanden befanden sich aufgrund akuter Beschwerden in medizinischen Ambulanzen.
Nach einer klinischen Untersuchung und Befragung erhielten die Teilnehmenden entweder eine intravenöse Injektion von 1000 mg Metamizol (2 ml plus 8 ml Kochsalzlösung) oder 10 ml Kochsalzlösung als Placebo. Schmerzintensität, Schwindel, Aura, sowie Photo- und Phonophobie wurden 30 und 60 Minuten nach der Behandlung erneut bewertet.
Im Vergleich zum Placebo zeigte Metamizol bei allen Patientengruppen nach 30 und 60 Minuten eine signifikante Schmerzreduktion. Ebenso verbesserten sich alle weiteren Symptome nach 60 Minuten signifikant im Vergleich zum Placebo. Insbesondere Migränepatienten mit Aura profitierten deutlich von der Behandlung. Das Schmerzmittel erwies sich in der Studie als fast ebenso verträglich wie das Placebo, mit Nebenwirkungsraten von 17,4 % und 11,1 %.
Die Studie belegt somit, dass das in Deutschland verschreibungspflichtige Metamizol bei akuten Migräneattacken und Spannungskopfschmerzen helfen kann. Ärzte empfehlen Menschen mit einer diagnostizierten Migräne deshalb, das Mittel zu Hause bereitzuhalten und auch in die Reiseapotheke aufzunehmen.
Cephalalgia, doi: 10.1046/j.1468-2982.2001.00143.x
