Robert Klatt
Senioren, die einem Hobby nachgehen, haben eine höhere Lebenszufriedenheit, leiden seltener unter depressiven Symptomen und fühlen sich gesünder.
London (England). Es ist bereits lange bekannt, dass Sport sich bei Senioren positiv auf die Gesundheit auswirkt. Eine Studie der University of Tsukuba zeigte etwa, dass leichtes Training die Denkleistung bei älteren Menschen deutlich erhöht. Wissenschaftler des University College London (UCL) um Dr. Karen Mak haben nun untersucht, ob auch andere Hobbys die Gesundheit und Lebenszufriedenheit von Menschen ab 65 Jahren verbessern.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Medicine analysierten sie dazu Daten von 93.263 Senioren aus fünf laufenden Längsschnittstudien in England, Japan, den Vereinigten Staaten, China und zwölf europäischen Ländern. Als Hobbys definiert sind in der Studie alle Aktivitäten, die Menschen in Freizeit zum Vergnügen nachgehen. Dies umfasst etwa ehrenamtliche Arbeit, Sport, Mitgliedschaft in einem Verein, Lesen und Gartenarbeit.
Die Daten der einzelnen Länder zeigen deutliche Unterschiede bei den Anteilen von Senioren, die mindestens einem Hobby nachgehen. In Dänemark (96 %), Schweden (95,8 %) und der Schweiz (94,4 %) haben nahezu alle Senioren ein Hobby. Am geringsten ist der Anteil in China (37,6 %). Die Autoren erklären jedoch, dass die chinesische Längsschnittstudie lediglich soziale Hobbys und nicht nach Hobbys im Allgemeinen erfasst hat.
Die Daten der Längsschnittstudien, die über einen Zeitraum von vier bis acht Jahren liefen, zeigen, dass Senioren mit einem Hobby ihre Gesundheit besser einschätzen, eine höhere Lebenszufriedenheit haben und seltener an depressiven Symptomen leiden.
„Von den vier Ergebnissen war die Lebenszufriedenheit am stärksten mit der Beschäftigung mit Hobbys verbunden. Hobbys können in unseren späteren Jahren zur Lebenszufriedenheit beitragen, und zwar durch viele Mechanismen, einschließlich des Gefühls, unsere Gedanken und Körper unter Kontrolle zu haben, einen Lebenszweck zu finden und sich kompetent zu fühlen, tägliche Probleme anzugehen.“
Die positiven Effekte von Hobbys waren in den unterschiedlichen kulturellen Kontexten konstant und blieben auch nach der Anpassung an andere Faktoren wie Partnerschaftsstatus, Beschäftigung und Haushaltseinkommen bestehen.
„Unsere Studie zeigt das Potenzial von Hobbys, ältere Menschen vor altersbedingten Abnahmen der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens zu schützen. Dieses Potenzial ist in vielen Ländern und kulturellen Umgebungen konsistent.“
Laut den Autoren deuten die Studienergebnisse somit darauf hin, dass eine mögliche kausale Beziehung zwischen den Hobbys eines Menschen und seiner Lebenszufriedenheit besteht. Weil es sich lediglich um eine Beobachtungsstudie handelt, konnten die Forscher aber keine Kausalität beweisen.
Nature Medicine, doi: 10.1038/s41591-023-02506-1