Robert Klatt
In Österreich leben Hochschulabsolventen deutlich länger als Menschen mit einer geringeren formalen Bildung. Zudem beeinflusst das Bildungsniveau die Anzahl der Kinder und den Zeitpunkt des ersten Babys.
Wien (Österreich). Eine Studie der des Instituts für Demografie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zeigte kürzlich, dass Menschen mit hoher Bildung in der Europäischen Union (EU) im Durchschnitt deutlich 16 Jahre länger gesund leben als Menschen mit geringer Bildung. Nun zeigen Daten der Bundesanstalt Statistik Österreich (STAT), dass höher gebildete Menschen, die als Personen mit Hochschulabschluss definiert sind, deutlich länger leben als Menschen mit geringer Bildung, die als Pflichtschulabsolventen definiert sind.
Laut der Studie variiert die durchschnittliche Lebenserwartung deutlich je nach Bildungsniveau. Bei Männern im Alter von 35 Jahren mit einem Hochschulabschluss liegt sie durchschnittlich bei 84 Jahren, im Vergleich zu 76 Jahren für diejenigen mit nur einem Pflichtschulabschluss. Bei Frauen ist der Bildungsunterschied in der Lebenserwartung weniger ausgeprägt, allerdings mit 87 gegenüber 83 Jahren noch immer signifikant.
Die Differenz in der Lebenserwartung je nach Bildungsstand hat in den letzten Jahren zugenommen. 2015 betrug der Abstand für Männer noch 6,3 Jahre und für Frauen 3,4 Jahre. Bis 2021 wuchs diese Differenz auf 7,6 Jahre bei Männern und 4,1 Jahre bei Frauen an. Interessant ist, dass im Zeitraum von 2020 bis 2021 lediglich bei Männern mit Hochschulbildung eine Zunahme der Lebenserwartung verzeichnet wurde, während sie in allen anderen Bildungsschichten entweder sank oder gleich blieb.
Gründe für die deutlichen Unterschiede nennt die Studie nicht. Es gibt jedoch zahlreiche Untersuchungen, laut denen höher gebildete Menschen gesünder leben. In Deutschland fahren Menschen mit höherer Bildung etwa deutlich öfter Fahrrad.
Zudem unterscheidet sich die Anzahl der Kinder pro Frau je nach Bildungsabschluss stark. Zeitraum von 2015 bis 2021 weisen Frauen, die einen Abschluss an einer Allgemeinbildenden Höheren Schule, Berufsbildenden Höheren Schule oder einem Kolleg haben, konstant die geringste Geburtenrate auf. Frauen ohne weiterführende Ausbildung über die Pflichtschule hinaus verzeichnen hingegen die höchste Rate. Im Jahr 2021 hatten Frauen mit nur einem Pflichtschulabschluss durchschnittlich 1,66 Kinder, während jene mit einem Abschluss von AHS, BHS oder Kolleg im Schnitt 1,31 Kinder bekamen.
Es zeichnet sich jedoch ein Wandel ab. Während Frauen mit lediglich einem Pflichtschulabschluss in den Jahren 2015 und 2016 durchschnittlich zwei Kinder zur Welt brachten, zeigt sich seitdem ein rückläufiger Trend in der Geburtenrate. Im Gegensatz dazu ist bei Frauen mit höheren Bildungsabschlüssen eine zunehmende Tendenz zur Elternschaft zu beobachten, insbesondere bei Hochschulabsolventinnen.
Im Jahr 2021 war das mittlere Alter, in dem Frauen ihr erstes Kind bekamen, stark von ihrem Bildungsniveau abhängig. Frauen, die lediglich einen Pflichtschulabschluss hatten, waren im Schnitt 29,2 Jahre alt, wenn sie Mutter wurden. Bei Frauen mit einem Hochschulabschluss hingegen lag das Durchschnittsalter für die Geburt eines Kindes bei 33,9 Jahren.