Gesundheitsbelastung

Hohe Mikroplastikanteile in Infusionslösungen entdeckt

 Robert Klatt

Infusionslösungen enthalten Mikroplastik )kcotS ebodArunlE(Foto: © 

Medizinische Infusionslösungen enthalten viel Mikroplastik. Patienten nehmen diese bei der Behandlung in ihren Blutkreislauf auf und verteilen sie durch den gesamten Körper. Die gesundheitlichen Auswirkungen der kleinen Partikel sind noch weitgehend unerforscht.

Shanghai (China). Menschen nehmen aus Mikroplastik aus unterschiedlichen Quellen auf, darunter Lebensmittel, Wasser und die Atemluft. Laut einer Studie der University of New Mexico (UNM) nimmt die Mikroplastikbelastung des Gehirns und anderer Organe dadurch stetig zu. Welche Auswirkungen dies auf die Gesundheit hat, ist noch nicht vollumfänglich bekannt. Studien zeigen jedoch bereits, dass die kleinen Plastikteilchen Krebs und Unfruchtbarkeit verursachen und die Wirkung von Antibiotika stören.

Forscher der Fudan University haben nun untersucht, ob Infusionslösungen, die nahezu immer aus Plastikbeuteln oder -flaschen verabreicht werden, ebenfalls Mikroplastik beinhalten. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Environment & Health haben sie dazu 250 Milliliter von sechs Infusionslösungen auf Kochsalzbasis durch ein Filterpapier gegeben, das auch in Krankenhäusern verwendet wird. Dieser Filter ist für die kleinsten Partikel aber nicht fein genug.

Mikroplastik in Infusionslösungen

Anschließend haben die Forscher die vorgefilterten Infusionslösungen mit einer noch feineren Membran gefiltert und die Plastikpartikel gezählt. Sie konnten dadurch die Gesamtmenge an Mikroplastik pro Infusionsbeutel hochrechnen. Zudem haben sie ermittelt, aus welchen Materialien die Partikel bestehen. Laut der Analyse enthalten die Infusionslösungen Mikroplastikpartikel aus Polypropylen, die zwischen einem und 62 Mikrometer groß sind.

„Wir fanden filamentöse Partikel mit einer Größe von etwa 15 Mikrometern, blockartige Partikel und körnige Partikel mit Größen um fünf Mikrometer.“

Ein Infusionsbeutel enthält laut der Studie zwischen 1.800 und 2.000 Mikroplastikpartikel. Dies sind etwa 7.000 bis 7.900 Mikroplastikpartikel pro Liter Kochsalzlösung. Patienten, die wegen Dehydrierung im Krankenhaus behandelt werden, nehmen somit zwischen 24.000 und 30.000 Mikroplastikpartikel unmittelbar in ihren Blutkreislauf auf.

Infusionsbeutel als Mikroplastikquelle

Die Forscher gehen davon aus, dass ein Großteil der Mikroplastikpartikel aus den Infusionsbeuteln stammen. Welche gesundheitlichen Auswirkungen die Mikroplastikpartikel im Blutkreislauf haben, ist noch weitgehend unbekannt.

„Unsere Hypothese ist, dass Polypropylen-Flaschen die Quelle des Mikroplastiks in der Flüssigkeit sind.“

Angesichts der potenziellen Gesundheitsrisiken durch Mikroplastik im Körper des Menschen empfehlen die Forscher, dass Krankenhäuser einen feineren Filter nutzen sollten. Außerdem sollten Infusionsbeutel stets dunkel und kühl gelagert werden, weil UV-Licht und Hitze die Freisetzung von Mikroplastik bei Verpackungen aus Polypropylen fördern.

Environment & Health, doi: 10.1021/envhealth.4c00210

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