Fledermäuse und Co.

Hohe Verbreitung von Coronaviren auf Tiermärkten in Ostasien

Robert Klatt

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Ein Großteil der zoonotischen Krankheitserreger stammt aus Ostasien. Eine neue Studie zeigt nun, dass auf Tiermärkten in Vietnam 75 Prozent der Fledermäuse und 34 Prozent der Ratten mit Coronaviren infiziert sind.

Hanoi (Vietnam). Die industrielle Fleischerzeugung in Europa hat zur Entstehung von Influenzaviren mit Pandemiepotenzial geführt. Ein Großteil der zoonotischen Krankheitserreger, darunter auch der neue Schweinegrippetyp G4-Virus, sowie zwei Drittel aller für Menschen tödlichen Coronaviren stammen allerdings auch Ostasien. Verantwortlich dafür sind laut dem derzeitigen Stand der Forschung die kulinarischen Vorlieben der dortigen Bevölkerung.

Ein Team aus Wissenschaftler um Nguyen Quynh Huong vom Wildlife Conservation Society hat deshalb untersucht, wie viele Tiere auf Märkten in Vietnam mit Coronaviren infiziert sind. Die Proben der im Fachmagazin PLOS ONE publizierten Studie wurden vor der Covid-19-Pandemie erhoben und auf alle bekannten Coronaviren untersucht.

75 Prozent der Fledermäuse infiziert

Der Fokus der Untersuchung lag dabei auf Fledermäusen, die Reservoir aller Coronaviren gelten und in denen die Vorläufer von SARS-CoV 1 und 2 und MERS-CoV entstanden sein sollten. Neben der Nutzung als Nahrungsquelle werden die Kleinsäugetiere in Vietnam auch gezüchtet, weil ihr Kot als Material für das Düngemittel Guano benötigt wird.

Untersucht wurden 313 Fledermäuse in Guano-Farmen, von denen bei 234 Tieren beziehungsweise 74,8 Prozent Coronaviren nachgewiesen wurden. Ein Großteil der Viren verursacht bei den Tieren jedoch keine Krankheitssymptome. Kritisch ist aber, dass die Farmen sich in der Nähe großer Städte befinden und somit leicht Menschen infiziert werden könnten, wenn die Tiere zoonotische Krankheitserreger besitzen.

3.600 Tonnen Rattenfleisch pro Jahr

Menschen in Vietnam konsumieren jährlich zwischen 3.300 und 3.600 Tonnen Rattenfleisch. Die dafür benötigten Tiere werden in der Regel auf speziellen Märkten lebend erworben. In der Bevölkerung gelten Ratten als gesund, nahrhaft und frei von Krankheiten.

Wie die Studie nun zeigt, sind aber auch Feld- und Bambusratten häufig mit Coronaviren infiziert. Insgesamt konnten bis Wissenschaftler bei 34 Prozent der 702 untersuchten Tiere verschiedene Coronaviren entdeckten. Dabei stellten sie fest, dass der Anteil der infizierten Ratten ansteigt, je näher sie beim Endkonsumenten sind. Im Großhandel waren lediglich 20,7 Prozent der Tiere infiziert, im Märkten waren es 32,0 Prozent und im Restaurant 55,6 Prozent.

Trotz der hohen Infektionszahlen erklären die Wissenschaftler, dass von fachgerecht zubereiteten Tieren in der Regel kein Gesundheitsrisiko ausgeht.

PLOS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0237129

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