Affenpocken

Hohe Wirksamkeit von Mpox-Impfung belegt

 Robert Klatt

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Angesichts der medizinischen Notlage wurde 2022 der Impfstoff zum Schutz vor echten Pocken (Variola major) auch zum Schutz vor Affenpocken zugelassen. Daten von über 9.300 Probanden zeigen nun, dass dieser durch die Kreuzimmunität eine hohe Wirksamkeit hat. Impfreaktionen und Nebenwirkungen gab es kaum.

Berlin (Deutschland). Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt seit 2022 Menschen mit einem erhöhten Mpox-Risiko (Affenpocken) eine Impfung mit dem Impfstoff Imvanex. Der Impfstoff wurde zum Schutz vor den echten Pocken (Variola major) entwickelt. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat den Impfstoff angesichts der gesundheitlichen Notlage auch zum Schutz vor Affenpocken zugelassen, weil laut Labordaten eine Kreuzimmunität besteht.

Eine Studie des Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité zeigt nun, wie gut der Impfstoff tatsächlich vor Affenpocken schützt. Laut der Publikation im Fachmagazin The Lancet Infectious Diseases haben die Forscher dazu Daten von über 9.300 Probanden, darunter Menschen mit HIV und ohne HIV, analysiert.

Hohe Schutzwirkung bei Menschen ohne HIV

An der Studie haben 9.300 Männer oder trans Menschen teilgenommen, die laut eigenen Angaben regelmäßig mit unterschiedlichen Männern oder trans Menschen Geschlechtsverkehr haben. Sie gehören damit zur Hauptrisikogruppe von Affenpocken. Die Hälfte der Studienteilnehmer hat eine Dosis der Imvanex-Impfung erhalten und die andere ein Placebo. Anschließend wurde untersucht, wie viele Probanden sich mit dem Virus infizieren.

„Unsere Ergebnisse bestätigen, dass schon eine Impfdosis zumindest kurzfristig gut vor Mpox schützt. Das gilt allerdings nur für Menschen, die nicht mit HIV leben. Bei Menschen mit HIV – selbst wenn sie gut wirksame Medikamente nehmen – sehen wir nach einer Impfdosis leider keine ausreichende Schutzwirkung.“

Die erste Impfdosis hat bei Menschen ohne HIV die Mpox-Fälle stark reduziert (- 84 %). Wie stark die zweite Impfdosis in dieser Gruppe die Schutzwirkung erhöht, konnte aufgrund des stark gesunkenen Infektionsgeschehens im zweiten Halbjahr 2022 nicht bestimmt werden.

„Das ist ein sehr guter Wert, der vermutlich durch die zweite Impfdosis noch weiter erhöht wird.“

Zweite Impfdosis für Menschen mit HIV

Bei Menschen mit HIV hat die erste Impfdosis keine signifikante Schutzwirkung, weil ihr Immunsystem zu schwach ist.

„Der Grund liegt vermutlich darin, dass für den Aufbau des Immunschutzes nach der Impfung bestimmte Immunzellen, die T-Zellen, nötig sind. Bei Menschen mit HIV sind diese T-Zellen häufig reduziert und nicht voll funktionsfähig, sodass die Immunantwort schwächer ausfällt. Dazu passt auch unsere Beobachtung, dass bei ihnen nach der Impfung weniger lokale und systemische Nebenwirkungen auftraten.“

Angesichts der Ergebnisse empfehlen die Forscher, dass Menschen mit HIV zwei Impfdosen erhalten sollten.

„Wir gehen davon aus, dass sich bei Menschen mit HIV nach der zweiten Impfdosis ein Schutz gegen Mpox entwickelt, und legen ihnen dringend nahe, sich die von der STIKO empfohlenen zwei Impfdosen verabreichen zu lassen.“

Zudem zeigen die Daten, dass geimpfte Personen einen deutlich milderen Krankheitsverlauf haben, wenn sie sich trotz der Impfung mit Affenpocke anstecken. Dies betrifft sowohl die Pocken auf der Haut als auch weitere Symptome wie Fieber.

„Wir gehen davon aus, dass die Zweitimpfung die Ausprägung der Symptome noch weiter reduzieren wird. Mit weniger Pocken sinkt mutmaßlich auch das Risiko einer Übertragung des Virus. Eine vollständige Impfung dürfte einem Wiederaufflammen von Mpox-Ausbrüchen daher entgegenwirken.“

Kaum Impfreaktion und Nebenwirkungen

In einer zweiten Studie mit mehr als 6.500 Probanden haben die Forscher zudem die Verträglichkeit und Sicherheit des Impfstoffs untersucht. Die meisten Probanden haben lediglich von milden Impfreaktionen berichtet, darunter vor allem Schmerzen an der Einstichstelle. Stärkere Impfreaktionen und Nebenwirkungen wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen traten nur bei wenigen Menschen auf (3 %).

„Die Mpox-Impfung ist also sicher und insgesamt gut verträglich. Zu beachten ist, dass der Impfschutz erst nach etwa 14 Tagen vollständig aufgebaut ist. Zusätzlich sollten allgemeine Präventionsmaßnahmen wie die Nutzung von Kondomen ergriffen werden – auch zum Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.“

The Lancet Infectious Diseases, doi: 10.1016/S1473-3099(25)00018-0

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