Coronavirus

Hoher Anteil asymptomatischer Covid-19-Infektionen

Robert Klatt

Covid-19-Infektion )moc.hsalpsnuiaw mat(Foto: © 

Der Anteil asymptomatischer Covid-19-Infektionen ist sehr wahrscheinlich deutlich höher als in der Heinsberg Studie ermittelt. Schutzmaßnahmen wie Social Distancing und die Verwendung eines Mund-Nasen-Schutzes sollten deshalb weiter eingehalten werden.

Bonn (Deutschland). Laut einer Studie der Universität Göttingen wird nur ein Bruchteil aller Covid-19-Infektionen erkannt. Dies liegt zum einen am Mangel entsprechender Tests, die  möglicherweise durch Hunde mit einer Ausbildung zum medizinische Diagnosehelfer ersetzt wurden können, aber auch an daran, dass besonders bei jungen Menschen ohne Vorerkrankungen Infektion mit dem Coronavirus oft asymptomatisch verlaufen und Symptome wie Hautveränderungen nicht mit dem Virus in Verbindung gebracht werden.

Wie hoch der Anteil asymptomatischen SARS-CoV-2-Erkrankungen ist, konnte die Wissenschaft bisher allerdings noch nicht genau beantworten. Dies liegt hauptsächlich daran, dass die bisherige Studienlage, bei der eine gesamter Ort oder eine größere Menschengruppe auf akute oder überstandene Covid-19-Infektionen getestet wurde, nur knapp ist. Bisher werden auch in Deutschland hauptsächlich Personen mit deutlichen Symptomen getestet, was eine sehr hohe Dunkelziffer sehr wahrscheinlich macht.

Heinsberg Studie zeigt wenig asymptomatischer Covid-19-Infektionen

Laut der Heinsberg Studie des Universitätsklinikums Bonn, die bisher nur als Preprint ohne Peer Review bei medRxiv veröffentlicht wurde, lag der Anteil asymptomatischer Covid-19-Infektionen bei 22 Prozent. Als Studiendaten dienten 600 Probanden im Ort Gangelt in Nordrhein-Westfalen, der einer der deutschen Corona-Hotspots war.

Symptomlose Infektionen deutlich häufiger

Eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Padua, die auf dem Preprint-Server medRxiv veröffentlicht wurde, zeigt hingegen einen deutlich höheren Anteil symptomloser Covid-19-Erkrankungen. Die Forscher untersuchten dazu im April 2020 etwa 85 Prozent der Einwohner verschiedener italienischer Dörfer. Insgesamt waren 2,6 Prozent der Probanden mit SARS-CoV-2 infiziert, bei 43 Prozent der Menschen traten jedoch keinerlei Symptome auf.

Auch Wissenschaftler aus Wuhan, dem vermuteten Ursprung der Pandemie, die im Fachmagazin JAMA Network Open einen sogenannten Research-Letter publiziert haben, kommen auf einen ähnlichen Anteil asymptomatischer Covid-19-Infektionen. Das Team um Rongrong Yang untersuchte dazu 78 Kontaktpersonen von Covid-19-Patienten. Bei 33 der Studienteilnehmer, also etwa 43 Prozent wurde so eine asymptomatische Infektion nachgewiesen. Einen besonders großen Anteil asymptomatischer Fälle tritt laut den chinesischen Forschern mit 66 Prozent bei jungen Erwachsenen und Frauen auf.

Kreuzfahrtschiff mit 81 Prozent symptomloser Infektionen

Noch größer war laut einer im Fachmagazin BMJ Thorax publizierten Studie der Macquarie University der Anteil symptomloser Infektionen beim Kreuzfahrtschiff Diamond Princess, bei dem Forscher alle 217 Passagiere und Crewmitglieder auf Covid-19 untersuchten. Laut Alvin Ing „war dies das erste Mal, dass während der Corona-Pandemie Passagiere und Besatzung eines isolierten Schiffs vollständig getestet wurden.“

Durch den engen Kontakt auf dem Schiff infizierten sich 128 der 217 Menschen an Bord mit dem Coronavirus. Bei 104 Personen, dies entspricht 81 Prozent, traten jedoch keinerlei Symptome auf. Das Studienergebnis zeigt somit deutlich, dass asymptomatische Fälle öfter auftreten könnten als bislang vermutet. Ob auch falsch-positive Fälle vorliegen ist aufgrund mangelnder Nachtestungen allerdings unklar.

Asymptomatische Fälle häufiger als angenommen

Insgesamt zeigen die Studienergebnisse somit, dass asymptomatische Fälle sehr wahrscheinlich deutlich häufiger auftreten als in der Heinsberg Studie angenommen. Dies zeigt unter anderem die hohe Wichtigkeit von Testverfahren zur Entdeckung neuer Infektionsherde, wie ein neuer Schnelltest, der das Virus im Abwasser erkennt als auch Schutzmaßnahmen wie Social Distancing und die Verwendung eines Mund-Nasen-Schutzes, der verhindern kann, dass das Coronavirus langfristig in der Luft verteilt wird.

medRxiv, doi: 10.1101/2020.05.04.20090076 (Preprint ohne Peer Review)

medRxiv, doi: 10.1101/2020.04.17.20053157 (Preprint ohne Peer Review)

Infectious Diseases, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2020.10182

BMJ Thorax, doi: 10.1136/thoraxjnl-2020-215091

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