Robert Klatt
Hunde können am Urin COVID-19-Infektionen erkennen. Die Genauigkeit liegt auf dem Niveau herkömmlicher Virustests auf PCR-Basis.
Helsinki (Finnland). Den Geruchssinn von Hunden machen Menschen sich schon lange zum Beispiel zum Aufspüren von Drogen oder Sprengstoff zur Nutze. Die Medizin hat in den letzten Jahren erkannt, dass Hundenasen Malaria-Infektionen riechen und im Atem sogar Lungen- oder Darmkrebs erkennen können. Wie Wissenschaftler der Universität von Helsinki nun herausgefunden haben, können Hunde auch bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie helfen.
Das Team um Anna Hielm-Björkman hat dazu im Rahmen einer Pilotstudie einige Hunde, die zuvor eine Ausbildung zum medizinische Diagnosehelfer durchlaufen hatten, darauf trainiert, Duftstoffe im Urin von Menschen mit Covid-19 zu erkennen. Während des Trainings erhielten die Hunde dafür Urinproben gesunder und infizierter Personen und wurden bei richtigen Treffern belohnt.
Obwohl die Wissenschaftler schon viel Erfahrung mit dem Training von Hunden für die medizinische Diagnostik hatten, war es laut Hielm-Björkman „fantastisch zu sehen, wie schnell die Hunde es erlernten den neuen Geruch zu erkennen.“ Bereits nach einem kurzen Training konnten die Hunde laut den Forschern zuverlässig SARS-CoV-2 infizierte Menschen an ihrem Urin erkennen. Die Quote, der korrekt als infiziert erkannten Menschen der Hunde liegt dabei nahezu auf dem Niveau herkömmlicher Virustests auf PCR-Basis.
Eine Erklärung für diese erstaunliche Geruchsleistung liefern Wissenschaftler der University of Pennsylvania in Philadelphia, die unabhängig ebenfalls Hunde auf das Erkennen von Covid-19 trainiert haben. Wie Cynthia Otto erklärt, „können ausgebildete Hunde selbst niedrigste Konzentrationen von flüchtigen organischen Verbindungen, sogenannten VOCs, erkennen.“ Laut Otto „sind solche VOCs mit verschiedenen Krankheiten wie Krebs und bakteriellen Infektionen verbunden.“
Da es bereits bekannt ist, dass das neue Coronavirus nicht nur die Lungen angreift, sondern auch die Blutgefäße, den Darm und die Nieren, ist es laut Otto naheliegend, dass die weitreichenden Schäden im gesamten Körper auch die Duftstoffzusammensetzung im Urin der Patienten beeinflusst und dass eine Infektion somit von Hunden erkannt werden kann.
Die Wissenschaftler der Universität von Helsinki bereiten derzeit eine größere Studie vor, die noch offene Fragen klären soll, bevor die Hunde auch im klinischen Alltag zur Erkennung von Infektionen genutzt werden können. Anu Kantele, Co-Autorin der Studie erklärt, dass „die Hunde nun in einer randomisierten, doppelblinden Studie getestet werden, bei der eine deutlich größere Zahl von Patientenproben genutzt wird.“ Zusätzlich werden bei dieser Studie auch Urinproben von Menschen mit dem Coronavirus genutzt, die noch weitere Krankheiten haben, um zu untersuchen, ob dies die Erkennungsgenauigkeit der Hunde verändert.
Eine weitere Studie der University of Pennsylvania erprobt außerdem, ob die Hunde auch anhand von Speichelproben COVID-19-Infektionen erkennen können. Laut Otto „könnte das Potenzial dieser Hunde für die Erkennung von Covid-19 erheblich sein.“