Robert Klatt
Das Karpaltunnelsyndrom wird oft per Operation behandelt. Eine Studie zeigt nun, dass stattdessen eine deutlich schonendere Behandlung per Hydrodissektion möglich ist.
Taipei (Taiwan). Das Karpaltunnelsyndrom kommt es zu Schmerzen, Kribbeln und Taubheit in den Fingern. Die Ursache davon ist eine permanente Einengung des Mittelhandnervs im Handgelenk, die durch eine zu starke Belastung, eine Entzündung und einen ohnehin engen Karpaltunnel verursacht werden kann und die den Nerv abklemmt.
Oft kann das Karpaltunnelsyndrom mit entzündungshemmenden Medikamenten, Physiotherapie und Ruhigstellen behandelt werden. Hilft dies nicht, bleibt der Medizin nur eine Operation, bei der das Deckband des Karpaltunnels verändert wird, um den Kanal des Nervens zu vergrößern.
Ein Team des National Defense Medical Center (NDMC) hat in einer klinischen Studie nun untersucht, ob statt einer Operation auch eine Hydrodissektion beim Karpaltunnelsyndrom helfen kann. Es handelt sich dabei um eine Behandlungsmethode, bei der Umgebung des Handnervs im Karpaltunnel mit einer physiologischen Kochsalzlösung gespült wird. Dies soll verklebtes Gewebe lösen und so dem Nerv in seinem Kanal wieder mehr Platz geben.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Ultraschall in der Medizin nahmen an der Studie 63 Probanden mit Karpaltunnelsyndrom teil. Die Probanden wurden zufällig in drei Gruppen unterteilt, von denen die erste mit einer Hydrodissektion mit Salzlösung und die zweite mit einer Hydrodissektion mit Salzlösung und entzündungshemmenden Kortikosteroiden behandelt wurde. Die dritte Gruppe diente zur Kontrolle und erhielt lediglich eine Spritze mit entzündungshemmenden Kortikosteroiden in ihr Handgelenk, jedoch keine Lösung des Nervs.
Unmittelbar nach der Behandlung haben sich die Schmerzen bei allen drei Gruppen deutlich gebessert. Bei der Kontrollgruppe, in der keine Hydrodissektion erfolgte, kehrten die Symptome des Karpaltunnelsyndroms aber noch drei bis sechs Monaten zurück. In den Gruppen, die per Hydrodissektion behandelt wurden, war dies nicht der Fall.
Zudem belegen Ultraschalluntersuchungen, dass bei den mit Hydrodissektion behandelten Testpersonen der entzündete Handnerv um 43 und 46 Prozent abgeschwollen war. In der Kontrollgruppe nahm die Schwellung nur um elf Prozent ab. Laut Anupama Tandon dauert die Hydrodissektion beim Karpaltunnelsyndrom nur zehn bis 15 Minuten.
„Es war eine positive Überraschung, dass diese einfache Prozedur der Ultraschall-geleiteten Hydrodissektion den Patienten eine so langanhaltende Besserung brachte. Die Patienten waren hochzufrieden, zumal die Therapie günstig ist, keine Betäubung benötigt wird und auch kein Klinikaufenthalt.“
Leider ist auch die Hydrodissektion nicht völlig risikofrei. Eine unabhängige Studie zeigte kürzlich, dass es bei der Behandlungsmethode häufiger zu Verletzungen am Handnerv kommt. Zudem kann es zu einem stärkeren Anschwellen des Nervs und Gefäßverletzungen kommen. Diese Nebenwirkungen sind aber nur temporär.
Ultraschall in der Medizin, doi: 10.1055/a-1222-4884