Dennis L.
Die Sporthochschule Köln schlägt Alarm, denn E-Sportler leiden immer mehr unter gesundheitlichen Spätfolgen das Gamings. Betroffen sind demzufolge nicht nur etwa Profi-Spieler, sondern besonders Amateur-Spieler.
Köln (Deutschland). Menschen die viel Zeit vor dem PC oder der Spielkonsole verbringen, gefährden laut neusten Forschungen ihre Gesundheit. Vor allem Amateur-Gamer fehlt es an physischer Bewegung sowie ausreichend Schlaf. In Kombination führen diese Mängel später häufig zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen.
Für die aktuelle Studie aus dem Bereich Gaming haben Forscher der Sporthochschule Köln in Zusammenarbeit mit der Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg zahlreiche Besucher von E-Sport-Tunieren in Form eines Fragebogens zu ihrem Spielverhalten und ihrem Gesundheitszustand befragt. Anschließend werteten die Experten die Angaben von 1.200 Gamern aus.
Laut den Forschern sind die Ergebnisse der Studie erschreckend. Zwar gaben viele der Zocker an, dass neben dem Spielen am PC oder der Konsole auch Sport wie Fußball, Joggen oder allgemeine Fitnesstrainings zu ihrem Alltag gehörten, jedoch gerade einmal die Hälfte von ihnen erfüllt dabei die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation von mindestens 2,5 Stunden körperlicher Aktivität pro Woche. „Wir hätten uns gewünscht, dass parallel zum E-Sport Ausgleichs- oder Regenerationstraining betrieben wird – das ist aber nicht der Fall“, erklärte Professor Ingo Froböse, Leiter des Instituts für Bewegungstherapie und Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Die Spieler verbringen enorm viel Zeit mit dem Spielen. Profis, die regelmäßig an Turnieren teilnehmen und zumindest einen Teil ihres Lebensunterhalts damit verdienen können, verbringen 27,7 Stunden pro Woche mit dem Spielen. Im Vergleich dazu spielen Amateure, die ebenfalls an Turnieren teilnehmen, aber nicht davon leben können, 28,5 Stunden pro Woche, und reine Hobby-E-Sportler 21,8 Stunden pro Woche. Viele Profis widmen sich ganz dem Spiel und spielen jeden Tag zehn oder mehr Stunden - einige Spieler in unserer Studie gaben an, sogar bis zu 100 Stunden pro Woche am PC zu sitzen und zu spielen.
Angesichts dieser Einschränkungen ist es nicht verwunderlich, dass es an Schlaf mangelt. Der durchschnittliche Spieler schläft 7,1 Stunden pro Nacht und damit deutlich weniger als der nationale Durchschnitt von 7,75 Stunden. Darüber hinaus werden viele Spiele auf internationaler Ebene zu ungeraden Zeiten organisiert, was für die Spieler, die zu Zeiten online sein müssen, zu denen der Großteil der Welt schläft, mühsam ist. Dieser Lebensstil spiegelt sich auch in der Gewichtszunahme wider, die für Sportler in ihren jungen Jahren ein großes Problem darstellt und zum Teil bereits alarmierende Ausmaße annimmt.
Obwohl 80 Prozent der Umfrageteilnehmer der Meinung sind, dass eine bessere körperliche Fitness ihre Spielleistung steigert, gelingt es den meisten von ihnen nicht, einen gesünderen Lebensstil zu verwirklichen. Die Befragten ernähren sich unausgewogen und essen zu selten Obst und Gemüse. Einen Grund dafür sieht Froböse im Fehlen von Vorbildern und Anleitung. Viele E-Sportler trainieren lediglich nach dem Motto „viel hilft viel“, in der Hoffnung, dass mehr Zeit vor dem Bildschirm zu besseren Spielergebnissen führt.
Froböse erklärt, dass das Spielen von Videospielen den Körper belasten kann, und fordert, dass Amateure ihre Spielzeit reduzieren und stattdessen mehr Zeit mit Sport verbringen sollten. Die Sporthochschule hat einfache Übungen online gestellt, mit denen Gamer ihre oft strapazierten Handgelenke dehnen und stärken können. Damit ist es aber noch nicht getan. „Um zum Beispiel richtig sitzen zu können, braucht man eine vernünftige Rumpfmuskulatur“, erklärt Froböse. Auch ein ergonomischer Gaming-Stuhl und eine korrekte Sitzposition ist beim Daddeln wichtig.
Auch Ausdauertraining sei sinnvoll, um die manchmal recht langen Turniere zu überstehen. Ob eine bessere körperliche Fitness generell zu besseren Spielergebnissen führt, ist allerdings noch nicht untersucht worden.
Die Sportuniversitäten wollen abgerundete Trainingsprogramme schaffen. Selbst in kommerziellen Teams, in denen sich ein offizieller Trainer auch um die gesundheitlichen Belange der E-Sportler kümmert, gebe es noch viel zu tun, sagte sie. „Die Professionalisierung im Trainerbereich tendiert derzeit noch gegen Null“, sagt Froböse. Bei den Trainern handelt es sich häufig um ehemalige E-Sport-Spieler, die keine spezielle Ausbildung erhalten haben und nun junge Spieler anleiten müssen.
Deshalb wird die Sporthochschule Köln in Zusammenarbeit mit der AOK Rheinland/Hamburg das Training der E-Sport-Mannschaft von Borussia Mönchengladbach begleiten, um einen Eindruck davon zu bekommen, welchen Belastungen E-Sportler ausgesetzt sind und wie sie diese mit anderen körperlichen Aktivitäten verbinden können. Durch die direkte Zusammenarbeit mit den Experten erhofft sich die Krankenkasse zum einen Erkenntnisse für gezielte Präventionsprogramme, zum anderen sollen die bekannten E-Sportler als Multiplikatoren für ein gesünderes Verhältnis zum E-Sport werben.