Opioid

Impfung gegen Heroin-Sucht erfolgreich getestet

Robert Klatt

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Ein neuer Impfstoff gegen die Heroin-Sucht wurde erfolgreich in Tierversuchen getestet. Eine klinische Studie mit heroinsüchtigen Menschen soll zeitnah folgen.

La Jolla (U.S.A.). Laut dem Europäischen Drogenbericht (PDF-Link) der Europäischen Beratungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) ist Heroin das am weitesten verbreitete illegale Opioid innerhalb der EU. Insgesamt sind in den Mitgliedsstaaten und den ebenfalls erfassten Ländern Norwegen und Türkei 1,3 Millionen Menschen sogenannte Hochrisikokonsumenten, die als abhängig gelten und vor allem Heroin aber auch Kokain und ähnliche Drogen konsumieren. An einer Überdosis starben im Jahr 2015 in Europa nachweislich 8.441 Menschen, davon 81 Prozent an Heroin und andere Opioiden. Die Dunkelzimmer ist laut Experten aber noch wesentlich größer.

Im Vergleich zu anderen Drogen führt das Opium-Derivat Heroin besonders schnell zu einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit, die einen Entzug sehr schwer macht. Wissenschaftler suchen aus diesem Grund seit längerem nicht nur nach neuen Möglichkeiten, um den Heroinentzug zu vereinfachen, sondern auch nach Methoden, um eine Sucht von vornherein zu verhindern.

Impfung kann Heroinsucht verhindern

Forschern des The Scripps Research Institute ist es laut einer im Fachmagazin Molecular Pharmaceutics publizierten Studie nun gelungen, einen Impfstoff gegen Heroin zu entwickeln. Der Wirkmechanismus gleicht dabei den Schutzimpfungen, die sonst in der Medizin gegen Viren und Bakterien eingesetzt werden. Bei der Impfung gegen Heroin wird das Immunsystem mit einer abgeschwächten Version der Droge, die keinen Rauschzustand verursacht, darauf trainiert Heroin, als schädlichen Eindringling zu erkennen. Als Reaktion darauf bildet das Immunsystem Antikörper, die sich an Heroin-Moleküle binden und so verhindern, dass sie ins Gehirn des Menschen gelangen können.

Tierversuche bestätigen Wirksamkeit der Heroin-Impfung

Erste Tierversuche mit Mäusen und Affen konnten belegen, dass das Vakzin die erwünschte Wirkung besitzt. Nun erproben die Wissenschaftler um Candy Hwang weitere Impfstoffzusammensetzungen, um die Wirksamkeit des Vakzins zu verbessern, bevor ein Zulassungsverfahren beginnen kann. Neben dem abgeschwächten Heroin-Molekülen besteht der Heroin-Impfstoff wie auch andere Impfmittel aus einem Trägerprotein und einem Adjuvant. Dies ist nötig, um das Immunsystem zu aktivieren und die Produktion der Antikörper zu erhöhen.

Zwanzig Kombination getestet

Insgesamt erprobten die Wissenschaftler, um herauszufinden welche Kombination aus den abgeschwächten Heroin-Molekülen, dem Adjuvant und dem Trägerprotein die höchste Wirksamkeit besitzt, zwanzig Kombinationen. Wie Hwang erklärt, „war es das Ziel der Forscher, ein Mittel zu entwickeln, das in klinischen Studien untersucht werden kann.“ Dazu mussten sie eine Kombination finden, die gut wirkt und die so stabil ist, dass sie problemlos transportiert und gelagert werden kann.

Die Versuche zeigten, dass das Trägerprotein Tetanustoxoid in Kombination mit den Adjuvantien CpG-ODN, dies ist ein synthetisches DNA-Oligonukleotid, die beste Kombination für den Heroin-Impfstoff bietet. Laut den Studienautoren bleibt diese Zusammensetzung bei Raumtemperatur für einen Monat stabil und kann sowohl als Flüssigkeit als auch als Pulver produziert werden. Auch Tierversuche mit Mäusen bestätigten die Wirksamkeit des so hergestellten Impfstoffs.

Klinische Studie der Heroin-Impfung zeitnah möglich

Alaun wird bereits seit den 1920er Jahren nahezu unverändert in Impfstoffen gegen Hepatitis A und Tetanus als Adjuvant verwendet. Auch die anderen Komponenten des neuen Impfmittels sind entweder schon in ihrer Anwendung zugelassen oder haben sich bereits zuvor in Studien bewährt.

Laut den Wissenschaftlern spricht dies dafür, dass die Heroin-Impfung zeitnah an Menschen erprobt werden könnte. Hwang konstatiert, dass „die Forscher glauben, dass die Heroin-Impfung eine unglaubliche Hilfe für Menschen sein wird, die immer wieder erfolglos einen Entzug versuchen.“ Die Wissenschaftler suchen aus diesem Grund, obwohl die Zulassung noch aussteht, bereits nach einem Unternehmen, das das Medikament in großen Mengen herstellen könnte.

Molecular Pharmaceutics, doi:  10.1021/acs.molpharmaceut.7b00933

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