Robert Klatt
Eine Impfung gegen aggressive Pilze könnte Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn helfen.
Salt Lake City (U.S.A.). Im Darm des Menschen leben neben Bakterien auch zahlreiche Pilzarten. Im Normalfall sorgt das Immunsystem dafür, dass auch potenziell krank machende Arten sich nicht auf negativ auf die Gesundheit auswirken. Bei einigen Personen kommt es aufgrund eines Ungleichgewichts jedoch gehäuft zu Pilzerkrankungen. Wissenschaftler der University of Utah haben deshalb bei Betroffenen nach Besonderheiten in Bezug auf das Immunsystem und die Pilzbesiedlung gesucht.
Das Team um June Round untersuchte laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature dazu Proben von Menschen und Mäusen, deren Immunsystem anfällig für Pilzinfektionen ist. Dabei fanden sie heraus, dass der Hefepilz Candida albicans oft problematisch ist.
Candida albicans kommt in zwei Formen vor. Pilze, die ovale Hefezellen ausbilden, leben auf der Haut, den Schleimhäuten und in der Vagina und sind nicht gesundheitsschädlich. Bei höheren pH-Werten oder Sauerstoffmangel kann der Hefepilze Candida albicans jedoch verstärkt Hyphen bilden, die den Pilz in eine invasive Form umwandeln. Candida albicans schädigt dann die Haut und die Schleimhaut. In der Medizin wird dies als Soor oder Candidose bezeichnet.
Laut der Untersuchung der Proben ist der Hefepilz Candida albicans der stärkste Auslöser von Abwehrreaktionen. Dabei schüttet das Immunsystem Antikörper aus, die sich an der Oberfläche der Pilze an dessen schlauchförmige Hyphen binden. Das Abwehrmolekül macht den Pilz so für den Menschen unschädlich, weil dieser die Oberflächenproteine benötigt, um in die Zellen des Menschen einzudringen.
Dieses Wissen nutze das Team anschließend, um einen Impfstoff zu entwickeln, der die Produktion der Antikörper anregt. Dieser sorgte dafür, dass das Immunsystem der Tiere die aggressiven Pilzformen mit Antikörpern unschädlich machen konnten. Trotz der bestehenden Darmentzündung der Tiere konnten Schäden durch eine Pilzinfektion dadurch verhindern werden.
„Pilzen wurde in der Forschung wenig Beachtung geschenkt, auch, weil Bakterien ihnen zahlenmäßig deutlich überlegen sind“, erklärt Round. In Zukunft ist es laut den Wissenschaftlern denkbar, dass ähnliche Impfstoffe zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn verwendet werden.
Nature, doi: 10.1038/s41586-021-03722-w