Robert Klatt
Eine Abwasseranalyse der EMCDDA zeigt, in welchen Städten am meisten Kokain konsumiert wird. Auch der Konsum anderer illegaler Drogen wurde untersucht.
Lissabon (Portugal). Wissenschaftler der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) haben im Frühjahr 2022 in 104 europäischen Städten aus 21 Ländern Abwasserproben entnommen und diese auf Rückstände und Abbauprodukte von unterschiedlichen Drogen untersucht. Laut den Ergebnissen hat der Kokainkonsum in Europa in den vergangenen Jahren stark zugenommen.
Die europäische Kokainhauptstadt ist mit großem Abstand Antwerpen, dessen Hafen sich zum größten Einfallstor für das Rauschgift aus Südamerika entwickelt hat. Außerdem ist der Kokainkonsum in den Niederlanden, Portugal und Spanien besonders hoch. In sieben Städten, die jährlich an der Abwasseranalyse teilnehmen, haben sich die Kokainrückstände seit 2015 mehr als verdreifacht.
Innerhalb von Deutschland ist der Kokainkonsum in Berlin am höchsten. 2022 wurden dort auf 1.000 Personen umgerechnet 541,34 Milligramm Kokain im Abwasser entdeckt. 2018 waren es 343,08 mg.
Stadt | Kokain im Abwasser pro 1.000 Einwohner |
Berlin | 541,34 mg |
Dortmund | 349,67 mg |
München | 236,41 mg |
Magdeburg | 203,17 mg |
Saarbrücken | 195,67 mg |
Dülmen | 128,58 mg |
Erfurt | 78,31 mg |
Nürnberg | 61,86 mg |
Dresden | 48,73 mg |
Chemnitz | 27,13 mg |
Im europäischen Vergleich ist der Kokainkonsum in den deutschen Städten trotz der starken Zunahme noch verhältnismäßig niedrig. Innerhalb der 104 Städte liegt Berlin auf dem 16. Platz. Vor allem in Städten in der Schweiz, Belgien, den Niederlanden und Spanien wurden deutlich höhere Werte in den Abwasserproben nachgewiesen.
Stadt | Kokain im Abwasser pro 1.000 Einwohner |
Antwerpen (Belgien) | 2381 mg |
Terragona (Spanien) | 1601 mg |
Amsterdam (Niederlande) | 1142 mg |
Brüssel (Belgien) | 985 mg |
Zürich (Schweiz) | 931 mg |
Zudem untersuchten die Wissenschaftler um Alexis Goosdeel noch den Konsum von Methamphetamin (Crystal Meth), Ecstasy (MDMA), Amphetaminen und Cannabis und Ketamin, einem starken Schmerz- und Narkosemittel.
„Die heutigen Ergebnisse, die aus einer Rekordzahl von 104 Städten stammen, zeichnen das Bild eines weit verbreiteten und komplexen Drogenproblems, wobei alle sechs Substanzen an fast allen Orten nachgewiesen wurden.“
Besonders der Konsum von Methamphetamin hat stark zugenommen. Die besonders abhängig machende Droge wurde traditionell primär in osteuropäischen Ländern konsumiert. Inzwischen wird auch in Belgien, Spanien, Zypern, der Türkei und in nordeuropäischen Ländern viel Crystal Meth konsumiert. Innerhalb der zehn deutschen Städte wurde Crystal Meth am meisten in Chemnitz konsumiert.
Die höchsten Rückstände von Ketamin, das oft als Partydroge missbraucht wird, entdeckten die Forscher in Dänemark, Italien, Spanien und Portugal. Der Konsum der Droge wurde zum ersten Mal untersucht. Es sind daher noch keine Informationen zu Trends möglich.
Bei Ecstasy (MDMA), Amphetaminen und Cannabis nahm der Konsum in einige Städten leicht zu, während er in anderen Städten leicht abnahm. Große Entwicklungen gab es bei diesen Drogen aber nicht.