Robert Klatt
Blutkonserven können Menschenleben retten, sind aber oft Mangelware. Ein neues Instantblut auf Pulverbasis kann dieses Problem lösen, indem es die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) bei starkem Blutverlust ersetzt.
Baltimore (U.S.A.). Blutkonserven retten in der modernen Medizin vielen Menschen das Leben. Weil nicht immer ausreichend Spenderblut vorhanden ist, arbeitet die Wissenschaft seit Langem an Alternativen, darunter etwa aus Stammzellen produziertes „Kunstblut“, das kürzlich erstmals Menschen erhalten haben. Nun hat das Unternehmen Kalocyte sein Instantblut Erythromer präsentiert. Es handelt sich dabei um ein gefriergetrocknetes Pulver mit kleinsten Fettbläschen, die den eisenhaltigen Blutfarbstoff Hämoglobin enthalten. Im Blut von Menschen sollen diesen Fettbläschen rote Blutkörperchen (Erythrozyten) ersetzen.
Im Körper des Menschen sind die Erythrozyten für den Sauerstofftransport verantwortlich. Ab einem Blutverlust von etwa 1,5 Litern erhalten die Organe und das Gewebe nicht mehr genügend Sauerstoff und es kann zu bleibenden Schäden und zum Tod kommen. Um die Wirksamkeit des Instantbluts zu untersuchen, haben die Forscher Experimente mit Mäusen und Kaninchen durchgeführt. Diese haben das Pulver, das zuvor lediglich mit Wasser angemischt wurde, erhalten. Daraufhin haben die Tiere einen Blutverlust zwischen 50 und 75 Prozent überlebt.
Um das Pulver, das eine Haltbarkeit von zwei Jahren hat, zu produzieren, nutzt Kalocyte Hämoglobin aus altem Blutkonserven. Das Hämoglobin ummantelt das Unternehmen mit einer selbstentwickelten Fettmembran, auf der sich keine Erythrozytenoberflächenproteine befinden. Normalerweise legen die Proteine die Blutgruppe fest. Erythromer ist deshalb ein Universalpräparat, das sich für Menschen mit allen Blutgruppen eignet.
Die Fetthülle des Instantbluts ist sauerstoffdurchlässig, damit die Fettbläschen in der Lunge Sauerstoff absorbieren können. Ein Sensormolekül erkennt den höheren pH-Wert in der Lunge und leitet daraufhin die Sauerstoffaufnahme ein. Im Gewebe und in den Organen wird der Sauerstoff dann wieder freigesetzt.
In den kommenden Jahren möchte Kalocyte die Sicherheit von Erythromer in klinischen Studien mit menschlichen Probanden testen. Außerdem hat das Unternehmen kürzlich eine Förderung in Höhe von 46,4 Millionen US-Dollar vom US-Verteidigungsministerium erhalten, um ein künstliches Vollblutprodukt zu entwickeln. Dieses soll neben künstlichen Erythrozyten auch gefriergetrocknetes Plasma und künstliche Blutplättchen enthalten.