Robert Klatt
Fett in der Bauchspeicheldrüse löst Insulinausschüttungen aus, die die Langerhans-Inseln erschöpfen und damit das Diabetes Typ 2 Risiko steigern. Als vorbeugende Maßnahme empfehlen die Wissenschaftler Intervallfasten.
Potsdam (Deutschland). Bei der bekanntesten Form des intermittierenden Fastens, auch bekannt als Intervallfasten, nehmen Menschen nach der 16:8 Methode Nahrung zu sich. Dies bedeutet, dass sie an acht Stunden des Tages Nahrung konsumieren, während sie für die übrigen Stunden auf Lebensmittel verzichten. Meistens wird dies erreicht, in dem das Frühstück ausgelassen wird. In der Vergangenheit wurde bereits durch die Wissenschaft belegt, dass diese Form der Diät den Insulinspiegel regulieren kann vor dem Entstehen einer Fettleber schützt.
Forscher des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) haben nun anhand von Labormäusen belegt, dass Intervallfasten bereits in der Bauchspeicheldrüse vorhandenes Fett wieder abbauen kann und das Risiko an Diabetes Typ 2 zu erkranken reduziert.
Im Gegensatz zur Fettleber, die als eine der am öftesten auftretenden Wohlstandskrankheiten bereits umfassend erforscht wurde, ist über die Fettansammlungen in der Bauchspeicheldrüse und die Folgen für die Gesundheit des Menschen noch wenig bekannt. Laut der im Fachmagazin Metabolism publizierten Studie gelang es den deutschen Wissenschaftlern einen Mechanismus aufzudecken, der dazu führt, dass Bauchspeicheldrüsenfett die Entwicklung von Typ 2 Diabetes begünstigt.
Annette Schürmann, Leiterin der Abteilung Experimentelle Diabetologie am DIfE erklärt, dass „Fettansammlungen außerhalb des Fettgewebes, zum Beispiel in Leber, Muskeln oder gar den Knochen, sich negativ auf diese Organe und den gesamten Körper auswirken. Welchen Einfluss Fettzellen innerhalb der Bauchspeicheldrüse haben, war bisher nicht klar.“
Den Zusammenhang entdecken die Wissenschaftler bei übergewichtigen Mäusen, bei denen bei einem Teil der Gruppe mit großen Fettansammlungen in der Bauchspeicheldrüse Diabetes Typ 2 vermehrt aufgetreten ist, während bei der zweiten Gruppe, die nur wenig Fett in der Bauchspeicheldrüse hatte auch kaum Diabetes Typ 2 Erkrankungen auftraten. Das überschüssige Fett der Mäuse, die aufgrund ihrer Genetik weniger anfällig für Diabetes Typ 2 sind befand sich statt der Bauchspeicheldrüse in der Leber.
Anschließend wurden die Mäuse mit Fettansammlungen in der Bauchspeicheldrüse in zwei Untergruppen aufgeteilt, von denen eine Gruppe so viel Nahrung zu sich nehmen konnte, wie sie wollte, während die zweite Gruppe per Intervallfastenprinzip mit Nahrung versorgt wurde. Dazu wurden zwischen Tagen, an denen sie unbegrenzt und Tagen an denen sie keine Nahrung erhielten gewechselt. Nach fünf Wochen zeigte sich, dass bei den Mäusen die unbegrenzt essen konnten eine Anlagerung von Fettzellen in der Bauchspeicheldrüse entstanden ist. Die zweite Intervallfasten-Gruppe zeigte hingegen kaum Fetteinlagerungen.
Um zu untersuchen wieso die Fetteinlagerungen in der Bauchspeicheldrüse das Diabetes Typ 2 Risiko steigern, isolierten die Wissenschaftler Fettvorläuferzellen der Mäuse, die sich dann im Labor zu reifen Zellen entwickelt haben. Die fertig entwickelten Fettzellen wurden gemeinsam mit Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse, das sind Ansammlungen hormonbildender Zellen, kultiviert. Dabei zeigte sich, dass die Fettzellen eine vermehrte Ausschüttung von Beta-Zellen, die die Insulinausschüttung regulieren, durch die Langerhans-Inseln verursachen.
Laut Schürmann „vermuten die Wissenschaftler, dass durch die erhöhte Insulinfreisetzung die Langerhans-Inseln von diabetesanfälligen Tieren schneller erschöpfen und nach einiger Zeit ihre Funktion ganz einstellen. Auf diese Weise könnte Fett in der Bauchspeicheldrüse zur Entstehung des Typ-2-Diabetes beitragen.“
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass zur Vorbeugung von Diabetes 2 nicht nur das Leberfett, sondern auch das Fett in der Bauchspeicheldrüse reduziert werden sollte. Tim J. Schulz, Leiter der Abteilung Fettzell-Entwicklung und Ernährung am DIfE erklärt, dass „möglicherweise gerade die Fettansammlung in der Bauchspeicheldrüse unter bestimmten genetischen Voraussetzungen entscheidend zur Entwicklung eines Typ-2-Diabetes beiträgt.“
Als Handlungsempfehlung nennen die Wissenschaftler Intervallfasten, da dieses ohne Medikamente auskommt und sich leicht in den Alltag integrieren lässt.
Metabolism, doi: 10.1016/j.metabol.2019.05.005