Robert Klatt
Männer, die regelmäßig Joghurt konsumieren haben ein 19 Prozent geringeres Entstehungsrisiko für Adenome. Die eigentlich gutartigen Polypen entwickeln sich in einigen Fällen zu Darmkrebs weiter.
Guangzhou (China). St. Louis (U.S.A.). In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 35.000 Männer und 30.000 Frauen an Darmkrebs, der damit zu den häufigsten Krebserkrankungen gehört. Zu den Hauptursachen gehören neben chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auch familiäre Vorbelastung sowie Ernährungsgewohnheiten. Zusätzlich hat die Wissenschaft in den vergangenen Jahren auch erkannt, dass die Darmflora einen Einfluss auf die Entstehung von Darmkrebs haben könnte. Laut einer im Fachmagazin Nature Medicine veröffentlichten Studie ist einer der Hauptfaktoren für das Krebsrisiko die Art und Anzahl der im Darm lebenden Bakterien.
Wissenschaftler der Washington University School of Medicine haben aus diesem Grund untersucht ob Joghurt, dessen positive Auswirkung auf die Darmflora bereits bestätigt wurde, auch das Krebsrisiko und die Entstehung von Adenome reduzieren können. Adenome sind gutartigen Geschwulste, die als Polypen im Magen-Darm-Trakt auftreten können. In einigen Fällen entwickeln sie sich aber zu bösartigen Krebs weiter.
Für die im Fachmagazin Gut veröffentlichte Studie haben die Forscher Daten von 32.606 männlichen und 55.743 weiblichen Personen ausgewertet, bei denen während des Untersuchungszeitraums mindestens eine Endoskopie des Darms durchgeführt wurde. Außerdem machten die Teilnehmer regelmäßig Angaben zu ihrem Lebensstil und den konsumierten Lebensmitteln, wobei auch der Joghurtkonsum abgefragt wurde.
Die Analyse der Daten zeigte, dass sich bei 5.811 der 32.606 Männer im Untersuchungszeitraum Adenome entwickelten. Bei den 55.743 teilnehmenden Frauen entwickelten sich bei 8.116 Personen Adenome. Männer, die zwei- oder mehrmals pro Woche Joghurt aßen, hatten im Vergleich zu den Teilnehmern, die keinen Joghurt aßen, im Durchschnitt ein 19 Prozent geringeres Adenom-Risiko. Bei Adenom, die sich besonders oft zu Krebs weiterentwickeln, lag das Risiko sogar um 26 Prozent geringer. Den größten Effekt konnten die Wissenschaftler bei Polypen im mittleren Dickdarm entdecken. Im Rektum waren die Unterschiede zwischen Joghurt-Essern und Nicht- Joghurt-Essern hingegen deutlich geringer.
Bei den weiblichen Studienteilnehmern konnte hingegen kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Ernährung und der Entstehung von Polypen festgestellt werden.
Wie die Autoren der Studie erklären, wurde bisher nur eine Korrelation entdeckt. Ein kausaler Zusammenhang, der beweist, dass Joghurtkonsum die Entstehung von Adenomen hemmt, wurde bisher noch nicht belegt und soll nun in weiteren Studien untersucht werden.
Eine mögliche Erklärung könnten laut den Wissenschaftlern Bakterien wie Lactobacillus bulgaricus and Streptococcus thermophilus liefern, die in Joghurt enthalten sind und im Darm schädliche Stoffe abbauen. Außerdem wäre es möglich, dass Joghurt im Darm eine antientzündliche Wirkung hat, die bei undichten Stellen, die laut einer im Fachmagazin Science veröffentlichten Studie das Adenom-Risiko ebenfalls steigern, entgegenwirken.