Robert Klatt
Drei bis vier Tassen Kaffee pro Tag reduzieren das Risiko für Lebererkrankungen signifikant. Bohnenkaffee hat dabei einen höheren Effekt als Instantkaffee und entkoffeiniertem Kaffee.
Southampton (England). Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren zahlreiche positive Effekte von Kaffee auf die Gesundheit des Menschen nachgewiesen. Kaffee ist somit nicht nur eines der beliebtesten Getränke weltweit, sondern kann unter anderem auch das braune Fettgewebe aktivieren und dadurch beim Abnehmen helfen sowie das Risiko an Multipler Sklerose zu erkranken reduzieren. Im Durchschnitt haben Kaffeetrinker dadurch sogar eine höhere Lebenserwartung.
Eine Langzeitstudie der University of Southampton unter Leitung von Oliver Kennedy zeigt nun, dass Kaffeekonsum einen weiteren positiven Gesundheitseffekt besitzt. Laut der Veröffentlichung im Fachmagazin BMC Public Health reduziert Kaffee demnach das Risiko für Lebererkrankungen wie Zirrhose, nichtalkoholische Fettleber oder Leberkrebs
„Chronische Lebererkrankungen gehören zu den schwerwiegendsten Gesundheitsproblemen weltweit“, erklärt Kennedy. Weil erste Beobachtungen und Tierversuche Hinweise darauf lieferten, dass Kaffee einen leberschützenden Effekt haben könnte, führten die Wissenschaftler deshalb eine Langzeitstudie mit 495.585 Teilnehmern durch. In der Studie wurde der Gesundheitszustand der Probanden über zehn Jahre dokumentiert. Die Teilnehmer protokollierten dabei die täglich von ihnen konsumierte Kaffeemenge und -art.
„Unsere Studie ist unseres Wissens nach die Erste, die die Effekte verschiedener Kaffeearten auf chronische Lebererkrankungen direkt und in einer großen Kohorte untersucht“, so die Forscher.
Während des zehnjährigen Studienzeitraums kam es zu 3.600 Fällen chronischer Leberschäden, 5.439 Fällen von Fettleber und 184 Leberkrebsfällen. 301 der Probanden starben an den Folgen einer Erkrankung der Leber. Menschen, die keinen oder nur wenig Kaffee trinken, waren signifikant häufiger von Lebererkrankungen betroffen. „Das Risiko nahm umgekehrt proportional zum Kaffeekonsum ab, am niedrigsten war es bei drei bis vier Tassen Kaffee am Tag“, erklärt Kennedy.
Das Risiko einer Fettleber oder anderer chronischer Lebererkrankungen sinkt durch regelmäßiges Kaffeetrinken um 20 Prozent. Das Risiko an einer Lebererkrankung zu sterben, geht durch regelmäßigen Kaffeekonsum sogar um 50 Prozent zurück. Die positiven Effekte werden von allen Kaffeevarianten ausgelöst, sind bei normalem Bohnenkaffee aber stärker als bei entkoffeiniertem Kaffee oder Instantkaffee. Lediglich bei Leberkrebs konnte die Studie keinen signifikanten Effekt durch den Konsum von Kaffee feststellen.
„Dieser protektive Effekt des Kaffeekonsums ist biologisch durchaus plausibel“, erklärt Kennedy. Es war bereits zuvor bekannt, dass der Kaffeeinhaltsstoff Koffein eine übermäßige Kollagenbildung von Leberzellen verhindert. Diese tritt normalerweise bei einer Zirrhose auf.
Weil die positiven Effekte aber auch bei entkoffeinierten Kaffee beobachtet wurden, ging das Team um Kennedy davon aus, dass ein anderer Inhaltsstoffe hauptverantwortlich für die positiven Effekte sein muss. Denkbar sind die Chlorogensäure, die als Antioxidans wirkt, sowie die Terpenverbindungen Kahweol und Cafestol, die in Tierversuchen entzündungshemmend und zellschützend wirkten.
„Unsere Resultate sind bedeutsam, weil es bislang kaum effektive Vorbeugungs- und Behandlungsstrategien für chronische Lebererkrankungen gibt. Das gilt besonders für Länder mit geringem und mittlerem Einkommen, in denen die Häufigkeit dieser Lebererkrankungen am höchsten ist“, erklärt Kennedy. Weitere Studien soll nun die genauen Zusammenhänge erforschen, die für die positive Wirkung von Kaffee auf die Gesundheit verantwortlich sind.
BMC Public Health, doi: 10.1186/s12889-021-10991-7