Robert Klatt
Eine Großstudie mit 500.000 untersuchten Personen zeigt, dass Kaffeetrinker im Durchschnitt eine höhere Lebenserwartung haben. Ob dafür eine Ursache-Wirkung-Beziehung besteht, wurde während der Studie nicht untersucht. Die Effekte wurden unabhängig von der Variante des für den Koffeinabbau vorhandenen Gens nachgewiesen.
Rockville (U.S.A.). Eine im Fachmagazin JAMA Internal Medicine veröffentlichte Studie gibt Hinweise darauf, dass Kaffee eine lebensverlängernde Wirkung besitzen könnte. Die Wissenschaftler haben dafür Daten von etwa 500.000 Menschen ausgewertet, die aus einer britischen Biodatenbank stammen. 78 Prozent der untersuchten Personen, im Alter zwischen 38 und 73 Jahren gaben an regelmäßig Kaffee zu trinken. Der Anteil an Personen die löslichen Kaffee und aufgebrühten Bohnenkaffee tranken betrug dabei jeweils etwa 50 Prozent.
Während der vierjährigen Studie verstarben 14.225 Personen, davon 58 Prozent an Krebs und 20 Prozent an Herz- und Gefäßkrankheiten. Das durchschnittliche Sterberisiko korrelierte in der Stichprobe der Studie dabei eng mit dem Kaffeekonsum. Bereits bei Personen die zwei bis drei Tassen Kaffee pro Tag konsumiert haben, sank die Sterblichkeit während des Zeitraums der Studie im Vergleich zu Personen, die gar keinen Kaffee trinken um 13 Prozent. Personen die mehr als fünf Tassen Kaffee pro Tag trinken hatten sogar eine um 16 Prozent geringe Sterblichkeitsrate während der vierjährigen Studie.
Neben den Sterblichkeitsraten haben die Wissenschaftler auch per DNA-Analyse untersucht welche Variante der vier für den Koffeinabbau relevanten Gene bei den 500.000 untersuchten Personen vorlagen. Das vorhandene Gen ist verantwortlich für die Geschwindigkeit des Koffeinabbaus, die sich je nach Person deutlich voneinander unterscheidet. Einen Einfluss auf den positiven Effekt von Koffein hat die Genetik laut der Studie nicht. Unabhängig davon, ob Koffein sehr langen, durchschnittlich oder sehr schnell abgebaut wurde, ging die Sterblichkeit bei allen Kaffeetrinkern gleichermaßen zurück. Einen Unterschied gab es jedoch zwischen Bohnen- und löslichen Kaffee. Beim weniger stark verarbeiteten Bohnenkaffee ging die Sterblichkeit stärker zurück, was die Wissenschaftler auf den höheren Anteil bioaktiver Substanzen wie Polyphenole zurückführen.
Erikka Loftfield, Medizinerin am National Cancer Institute in Rockville, erklärte, dass die „Ergebnisse weitere Hinweise darauf geben, dass Kaffee Teil einer gesunden Ernährung seien kann.“ Eine Ursache-Wirkung-Beziehung hat die Studie allerdings nicht untersucht. Theoretisch wäre es also auch möglich, dass Menschen, die sowieso bereits eine höhere Lebenserwartung haben aus bisher nicht bekannten Gründen öfter Kaffeekonsumenten sind als Personen, deren Lebenserwartung geringer ist.
Sollte eine Ursache-Wirkung-Beziehung tatsächlich bestehen, gibt es laut den Autoren der Studie mehrere Gründe, die dafür verantwortlich seien könnten, darunter erhöhte Insulinempfindlichkeit, gedämpfte Entzündungen und positive Effekte auf die Blutgefäße und Leberenzyme. Negative Auswirkungen auf die Gesundheit konnten die Wissenschaftler im Zuge der Studie nicht finden. Auch starker Kaffeekonsum ist daher laut den nun veröffentlichten Ergebnissen unbedenklich.
Auch andere Studien kamen zuvor zu ähnlichen Ergebnissen, allerdings ebenfalls ohne nachzuweisen, welche Inhaltsstoffe von Kaffee die positiven Effekte auslösen. Da die Effekte unabhängig von der Abbaugeschwindigkeit des Koffeins sind, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass nicht das Koffein selbst, sondern andere Inhaltsstoffe für eine eventuell vorhandene Ursache-Wirkung-Beziehung verantwortlich sind.