Robert Klatt
Das Brustkrebs-Screening-System Mia erkennt mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) Brustkrebs besser als erfahrene Radiologen. Dies erhöht die Überlebenschance der Patientinnen und reduziert die Überlastung des Gesundheitssystems.
Aberdeen (Schottland). Brustkrebs wird bei Mammografie-Screening auch von erfahrenen Ärzten nicht immer erkannt und es wird etwa ein Fünftel der Tumore übersehen. Die frühe Erkennung ist jedoch kritisch, weil die Überlebensrate in den kommenden fünf Jahren sehr hoch ist (95 %), wenn die Tumore der Brustkrebspatientinnen bei ihrer Entdeckung maximal 15 Millimeter groß sind. Forscher der University of Aberdeen haben deshalb mit den Unternehmen Kheiron Medical und Microsoft und dem National Health Service (NHS) eine Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt, die auch kleine Tumore zuverlässig erkennen können soll.
Im Rahmen eines Pilotprojekts wurde das Brustkrebs-Screening-System Mia nun mit Aufzeichnungen von 10.889 Patientinnen erprobt. Die KI entdeckte darin deutlich mehr Tumore (12 %) als die Radiologen, die sie zuvor untersucht haben.
„Mein Tumor war so klein, dass die Ärzte sagten, das menschliche Auge hätte ihn nicht erkennen können.“
Laut dem NHS könnte das System somit zu deutlich besseren Ergebnissen für Tausende von Frauen beitragen. Der Einsatz des Brustkrebs-Screening-Systems Mia führte zudem nicht zu einer Zunahme von falsch-positiven Ergebnissen, also der Diagnose von Krebs bei Frauen, die keinen Tumor haben.
Wie Gerald Lip erklärt, untersuchen Radiologen derzeit etwa 5.000 Brustscans pro Jahr und bis zu 100 Brustscans an einem Arbeitstag. Besonders die Unterbrechungen im Arbeitsalltag können dazu führen, dass die Ärzte sich nicht konzentrieren können und kleine Tumore übersehen.
Neben der besseren Diagnose kann die KI deshalb auch dabei helfen, dass überlastete Gesundheitssystem zu entlasten. In dem Pilotprojekt sank die Arbeitsbelastung der Radiologen durch Mia signifikant (- 30 %) und die Patientinnen wurden deutlich schneller über ihre Ergebnisse informiert. Im Mittel dauert die Analyse durch einen Arzt im Vereinigten Königreich (UK) 14 Tage. Durch den Einsatz der KI konnten die Frauen bereits nach drei Tagen über die Ergebnisse ihres Mammografie-Screenings informiert werden.
Das Training der KI hat rund sechs Jahre gedauert und wurde mit Mammografien von Frauen aus unterschiedlichen Ländern durchgeführt. Laut den Entwicklern ist das Brustkrebs-Screening-System Mia aber noch nicht komplett, weil es bisher nicht die Gesundheitsdaten und die Krankengeschichte der Patientinnen einbeziehen kann. Es kann deshalb dazu kommen, dass die KI Zysten als gefährlich einstuft, obwohl diese bereits zuvor von Ärzten als harmlos markiert wurden.