Hot Night Excess Index (HNE)

Klimawandel erhöht Risiko für Schlaganfälle stark

Robert Klatt

Warme Nächte beeinflussen das Schlaganfallrisiko )kcotS ebodAffoknedoroG(Foto: © 

Die nächtlichen Temperaturen steigen durch den Klimawandel besonders schnell. Es kommt dadurch auch in Deutschland öfter zu tropischen Nächten, in denen das Schlaganfallrisiko zunimmt.

München (Deutschland). Eine Studie des Umweltbundesamt (UBA) zeigte kürzlich, dass ein Großteil der Deutschen (73 %) der Ansicht ist, dass der Klimawandel ihrer Gesundheit äußerst stark oder stark schaden könnte. Dies äußert sich etwa an der Zunahme von Hitzetoten, die auch in Deutschland durch das häufigere Auftreten von Hitzewellen immer öfter auftreten. Forscher des Helmholtz Zentrums München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (Helmholtz Munich) und des Universitätsklinikums Augsburg um Dr. Alexandra Schneider haben nun eine weitere Gesundheitsfolge des Klimawandels entdeckt.

Laut ihrer Publikation im European Heart Journal nehmen durch den Klimawandel sogenannte tropische Nächte zu, die anhand des genannten Hot Night Excess Index (HNE) HNE sind. Der HNE erfasst, wie stark die Temperaturen in der Nacht einen bestimmten Grenzwert überschreiten. Der Schwellenwert liegt in der vorliegenden Untersuchung bei 14,6 Grad Celsius. Zudem erfasst der HNE-Index, wie stark die Temperatur den Grenzwert in der Nacht überschritten hat.

Einfluss auf das Schlaganfallrisiko

Die Forscher haben deshalb untersucht, ob das Schlaganfallrisiko in tropischen Nächten zunimmt. Sie haben dazu Daten von etwa 11.000 Schlaganfällen der letzten 15 Jahren des Universitätsklinikums Augsburg analysiert.

„Wir wollten verstehen, inwiefern hohe Nachttemperaturen ein Gesundheitsrisiko darstellen. Das ist deshalb von Bedeutung, weil durch den Klimawandel die nächtlichen Temperaturen deutlich schneller zunehmen als die Tagestemperaturen.“

Wie Dr. Cheng He erklärt, zeigen die Daten, dass das Schlaganfallrisiko bei starker Hitze in der Nacht deutlich zunimmt (+ 7 %). Im Einzugsgebiet des Universitätsklinikums Augsburg kam es im Zeitraum von 2006 bis 2012 demnach durch tropische Nächte zu zwei zusätzlichen Schlaganfällen jährlich. Im Zeitraum von 2013 bis 2020, in dem die Anzahl heißer Nächte höher war, haben diese jährlich 33 zusätzliche Schlaganfälle verursacht.

„Insbesondere ältere Menschen und Frauen sind gefährdet, wobei in den Kliniken nach heißen Nächten vor allem Schlaganfälle mit milden Symptomen diagnostiziert werden. Unsere Ergebnisse machen deutlich, dass Anpassungen in der Stadtplanung und im Gesundheitswesen extrem wichtig sind, um die Risiken durch die steigenden Nachttemperaturen zu verringern.“

Reduzierung der Hitzeintensität in Städten

Laut den Autoren zeigen die Studienergebnisse, dass die Bevölkerung besser vor Hitze geschützt werden sollte, etwa durch entsprechende Städtebaumaßnahmen. Außerdem dienen die Ergebnisse laut Schneider als Basis für weitere Studien, die gezielte Präventionsmaßnahmen gegen Schlaganfälle untersuchen.

„Je früher diese Präventionsmaßnahmen zum Einsatz kommen, desto besser.“

European Heart Journal, doi: 10.1093/eurheartj/ehae277

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