Robert Klatt
Nitrite, die oft als Konservierungsstoffe in Lebensmittel verwendet werden, erhöhen das Risiko für Typ-2-Diabetes deutlich. Bisher ist der Einsatz der Zusatzstoffe noch nicht reguliert.
Paris (Frankreich). Nitrate und Nitrite sind Salze, die natürlicherweise in Wasser und Boden vorhanden sind. Die Lebensmittelindustrie verwendet diese chemischen Verbindungen aus Sauerstoff und Stickstoff oft als Konservierungsmittel, um die Haltbarkeit ihrer Produkte zu erhöhen. Einige Gesundheitsbehörden haben bereits vorgeschlagen, die Menge an Nitriten und in Nitrate in Lebensmitteln zu begrenzen, weil ihre Effekte aus Stoffwechselproblemen und Typ-2-Diabetes beim Menschen noch nicht hinreichend erforscht sind. Ein Grenzwert oder ein komplettes Verbot sind bisher aber nicht erfolgt.
Wissenschaftler der Sorbonne Université haben deshalb untersucht, ob eine erhöhte Aufnahme dieser Salze das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, beeinflusst. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin PLOS Medicine haben sie dazu Gesundheitsdaten von 104.168 Probanden der prospektiven Kohortenstudie NutriNet-Santé analysiert. Es handelt sich dabei um eine fortlaufende, webbasierte Kohortenstudie, die 2009 ins Leben gerufen wurde. Teilnehmer ab 15 Jahren melden sich freiwillig an und teilen ihre medizinischen Vorgeschichte, soziodemografische Daten, ihre Ernährung, Lebensstil und wesentliche Gesundheitsupdates.
Für die Untersuchung der Auswirkungen von Nitriten und Nitraten nutzten die Forscher erstellten die Forscher statistische Modelle, um die selbstberichteten Ernährungsinformationen mit den Gesundheitsergebnissen zu verknüpfen.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass Teilnehmer der NutriNet-Santé-Studie, die einen erhöhten Verzehr von Nitriten insgesamt, insbesondere aus Lebensmittelzusätzen und nicht zusatzhaltigen Quellen berichteten, ein größeres Risiko für die Entstehung von Typ-2-Diabetes aufwiesen. Es gab keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Nitraten und dem Risiko für Typ-2-Diabetes. Zudem konnten die Ergebnisse keine potenziellen Vorteile hinsichtlich einer Schutzwirkung von Nitraten oder Nitriten in der Ernährung gegen Typ-2-Diabetes belegen.
„Diese Ergebnisse liefern einen neuen Beleg im Rahmen der aktuellen Diskussionen über die Notwendigkeit einer Reduzierung des Einsatzes von Nitritzusätzen in verarbeiteten Fleischprodukten durch die Lebensmittelindustrie und könnten die Forderung nach einer besseren Regulierung der Bodenkontamination durch Düngemittel unterstützen. In der Zwischenzeit empfehlen bereits mehrere Gesundheitsbehörden weltweit den Bürgern, ihren Konsum von Lebensmitteln mit umstrittenen Zusatzstoffen, einschließlich Natriumnitrit, einzuschränken.“
Die Studie weist einige Einschränkungen auf und es bedarf weiterer Forschung, um die Ergebnisse zu bestätigen. Die Daten wurden von den Teilnehmern selbst erfasst und die Wissenschaftler konnten aufgrund biologischer Schwierigkeiten keine spezifische Exposition gegenüber Nitriten und Nitraten mithilfe von Biomarkern bestätigen.
Überdies könnten die demografischen Daten und Verhaltensweisen der Kohorte nicht repräsentativ für die gesamte Bevölkerung sein. Die Kohorte bestand zu einem größeren Teil aus jüngeren Personen, häufiger Frauen, die gesündere Verhaltensweisen zeigten und sich laut einer Studie der Tufts University gesünder ernähren als Männer. Möglicherweise hat auch eine verbleibende Störfaktorenverwirrung aufgrund des beobachtenden Designs der Studie die Ergebnisse beeinflusst.
PLOS Medicine, doi: 10.1371/journal.pmed.1004149