Höhere Muskelmasse

Krafttraining reduziert das Demenzrisiko

 Robert Klatt

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Senioren mit einer leichten kognitiven Beeinträchtigung entwickeln oft eine Demenz. Regelmäßiges Krafttraining verbessert die Hirngesundheit und reduziert das Risiko für die Entstehung der neurodegenerativen Krankheit.

São Paulo (Brasilien). Kraftsport und die daraus resultierende höhere Muskelmasse bieten auch Senioren unterschiedliche Gesundheitsvorteile, darunter eine höhere Mobilität und eine geringere Gebrechlichkeit. Eine Studie der University of Queensland hat zudem kürzlich gezeigt, dass Senioren mit einer schlechten körperlichen Verfassung öfter an neurodegenerativen Krankheiten wie Demenz erkranken. Nun haben Wissenschaftler der Universidade Estadual de Campinas (Unicamp) entdeckt, dass Krafttraining das Demenzrisiko bei älteren Menschen reduzieren kann.

„Wir wussten bereits, dass sich körperliche Verbesserungen zeigen würden. Auch eine kognitive Verbesserung war naheliegend. Doch wir wollten den Effekt des Krafttrainings auf das Gehirn älterer Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung untersuchen. Die Studie zeigt, dass Krafttraining tatsächlich ein starker Verbündeter im Kampf gegen Demenz ist – selbst bei Menschen mit hohem Risiko.“

Laut der Publikation im Fachmagazin GeroScience haben an der Studie 44 Menschen mit einer leichten kognitiven Beeinträchtigung, die ein Zwischenzustand zwischen normalen altersbedingten Veränderungen und Demenz ist, teilgenommen. In diesem Stadium ist das Risiko für die Entstehung von Demenz besonders hoch.

Krafttraining verbessert die Hirngesundheit

Die Probanden wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe hat zweimal wöchentlich ein Krafttraining mit moderater bis hoher Intensität und zunehmender Belastung absolviert, während die körperliche Aktivität der Kontrollgruppe nicht erhöht wurde. Um die Auswirkungen des Krafttrainings zu untersuchen, haben die Forscher neben neuropsychologischen Tests auch MRT-Scans des Gehirns vor dem Beginn und am Ende der Studie durchgeführt.

Die Untersuchungen zeigen, dass Krafttraining die Hirngesundheit stark verbessert. Dies äußert sich unter anderem in einer höheren verbalen Gedächtnisleistung. In der Kontrollgruppe haben sich hingegen viele Hirnparameter verschlechtert.

„Ein typisches Merkmal bei Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung ist der Volumenverlust bestimmter Hirnareale, die mit Alzheimer in Verbindung stehen. Doch bei den Teilnehmenden, die Krafttraining betrieben, waren insbesondere der rechte Hippocampus und der Precuneus vor Atrophie geschützt. Das zeigt, wie essenziell regelmäßiges Training – besonders im Alter – ist.“

Die Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass die beobachteten Effekte und Unterschiede zwischen den zwei Gruppen bei einem längeren Zeitraum noch größer waren.

„Alle Teilnehmenden der Trainingsgruppe zeigten Verbesserungen im Gedächtnis und in der Gehirnanatomie. Fünf von ihnen erfüllten am Ende der Studie sogar nicht mehr die Kriterien für eine klinische Diagnose. Das lässt vermuten, dass eine längere Trainingsdauer – etwa über drei Jahre – möglicherweise eine Rückbildung oder Verzögerung der Demenzentwicklung ermöglichen könnte. Es ist ein Lichtblick und bedarf weiterer Forschung.“

Schutz des Gehirns auf zwei Arten

Laut der Studie schützt Krafttraining das Gehirn auf zwei Arten. Es führt dazu, dass die Produktion sogenannter neuronaler Wachstumsfaktoren, also Proteine, die für Wachstum, Erhalt und Überleben von Nervenzellen notwendig sind, zunimmt und dass Entzündungen abnehmen.

„Jede Art von körperlicher Aktivität, ob Kraft- oder Ausdauertraining, erhöht die Konzentration bestimmter chemischer Stoffe, die das Wachstum von Nervenzellen fördern. Zudem aktiviert sie entzündungshemmende T-Zellen. Das ist entscheidend. Denn je mehr entzündungsfördernde Proteine im Körper zirkulieren, desto höher ist das Risiko für Demenz. Sie beschleunigen neurodegenerative Prozesse und fördern die Entstehung schädlicher Proteine, die Neuronen absterben lassen.“

GeroScience, doi: 10.1007/s11357-024-01483-8

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