Robert Klatt
Pulegon wurde wegen seines Pfefferminzgeruchs lange als Zusatzstoff in Lebensmitteln eingesetzt, ist inzwischen aber aufgrund seiner Karzinogenität dort verboten. Trotzdem wurde das Monoterpenketon in zahlreichen E-Zigaretten-Liquids in hohen Konzentrationen nachgewiesen.
Durham (U.S.A.). E-Zigaretten sind zwar nicht so schädlich wie herkömmliche Zigaretten aus Tabak, lösen aber sehr wahrscheinlich laut einer Anfang 2018 veröffentlichen Studie trotzdem Krebs aus. Außerdem wurde kürzlich belegt, dass auch Liquids ohne Nikotin bereits nach kurzer Zeit die Endothelzellen der Blutgefäße schädigen und so Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigen.
Wissenschaftler der Duke University School of Medicine haben nun in E-Zigaretten und Kautabak Pulegon nachgewiesen. Es handelt sich dabei um ein monocyclisches Monoterpenketon, das aufgrund seines Pfefferminzgeruchs lange als Zusatzstoff in verschiedenen Lebensmitteln verwendet wurde, bis die Food and Drug Administration (FDA) aufgrund der karzinogen Wirkung in den U.S.A. diese Nutzung verboten hat. Da die Vorschriften der FDA für Lebensmittel deutlich strenger sind als für E-Zigaretten und Kautabak, kann die Chemikalie Pulegon aktuell dort noch legal eingesetzt werden.
Laut der im Fachmagazin JAMA Internal Medicine veröffentlichten Studie wurden „besorgniserregend hohe Konzentrationen“ dieses Geschmacksstoffs in Produkten mit Minz- und Mentholgeschmack gefunden. Der Pulegon-Gehalt in den verschiedenen E-Zigaretten-Liquids übertrifft je nach Produkt herkömmliche Mentholzigaretten um den Faktor 86 bis 1.608. Ob die Auswirkungen auf die Gesundheit durch die Pulgeon-Aufnahme sich zwischen E-Zigaretten und dem normalen Rauchen unterscheiden, hat die Studie allerdings nicht untersucht.
Als Reaktion auf sieben durch E-Zigaretten ausgelöste Todesfälle in den U.S.A. hat Präsident Donald Trump „sehr strenge Vorschriften“ für die Hersteller angekündigt. Ob dies auch den Zusatzstoff Pulegon betrifft ist aber noch nicht bekannt. Der Bundesstaat New York hat außerdem vor wenigen Tagen Liquids für E-Zigaretten mit Geschmack verboten. Begründet wurde dies unter anderem durch eine Studie der Universität Stanford, die Anfang 2019 zeigte, dass die unterschiedlichen Aromastoffe teilweise drastische Folgen für die Gesundheit haben. Auch hier wurden Liquids mit Mentholaroma als besonders riskant erkannt jedoch ohne, dass dabei Pulegon als Ursache bestimmt wurde.
Auch die Studienautoren fordern aufgrund ihrer Ergebnisse, dass die FDA für Kautabak und E-Zigaretten-Liquids deutlich strengere Vorschriften erlassen sollte, um Raucher von Pulegon-Belastungen zu schützen.
Da die Studie nur Produkte aus den U.S.A. untersucht hat ist es unklar ob auch Liquids die in Deutschland auf dem Markt sind hohe Pulegon-Konzentrationen enthalten. Michal Dobrajc vom deutschen Verband des E-Zigarettenhandels erklärt, dass es „als Branchenverband nicht möglich ist, einen detaillierten Einblick in die Zusammensetzung der vielfältigen Liquids zu bekommen, da die einzelnen Rezepturen der Hersteller dem Geschäftsgeheimnis unterliegen.“ Um zu ermitteln, ob auch in Deutschland Pulegon eingesetzt wird, hat der Branchenverband eine Befragung seiner Mitglieder gestartet.
JAMA Internal Medicine, doi: 10.1001/jamainternmed.2019.3649