Embryonale Stammzellen

Künstlicher Embryo ohne Eizelle und Spermien erschaffen

Robert Klatt

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Forscher haben erstmals einen menschliche Embryo ohne Eizelle und Spermien erschaffen. Der Einsatz im klinischen Alltag ist in Deutschland und vielen anderen Ländern aber verboten.

Cambridge (England). Eine künstliche Befruchtung benötigt eine natürliche Eizelle und natürliches Spermium, die miteinander verschmelzen. Wissenschaftler um Magdalena Żernicka-Goetz von der Universität Cambridge haben laut einem Bericht des Guardian nun erstmals einen künstlichen menschlichen Embryo ohne Eizelle und Spermien erschaffen. Laut ihrer Präsentation auf der Konferenz der International Society for Stem Cell Research (ISSCR) verwendeten sie dazu ausschließlich embryonale Stammzellen.

Das Gewebe, welches aus einer einzigen embryonalen Stammzelle kultiviert wurde, erreichte den Anfangspunkt eines evolutionären Wendepunkts, der als Gastrulation bezeichnet wird. Hierbei vollzieht das Embryo den Übergang von einer durchgängigen Zellmasse hin zur Bildung unterschiedlicher Zelllinien und der Grundkoordinaten des Körpers. Während dieser Phase verfügt das Embryo noch nicht über ein schlagendes Herz, einen Darm oder die Anfänge eines Gehirns. Dennoch wies das Modell Vorläuferzellen auf, die als Ursprungszellen von Ei- und Spermien fungieren.

„Unser menschliches Modell ist erstmals ein menschlicher Embryo mit drei Keimblättern, inklusive Amnion und Keimzellen, den Vorläuferzellen von Eizellen und Spermien.“

Lebender Mensch oder „nur“ Zellhaufen?

Ob der Zellhaufen das Potenzial hat, sich zu einem lebendigen Menschen zu entwickeln, ist noch offen. Künstliche Embryonen, die aus Mauszellen gezüchtet wurden, schienen fast identisch mit natürlichen Embryonen zu sein. Als sie jedoch in den Uterus weiblicher Mäuse eingepflanzt wurden, entwickelten sie sich nicht zu lebenden Tieren.

Im April haben Forscher in China synthetische Embryonen aus Affenzellen erzeugt und diese in den Uterus ausgewachsener Affen eingesetzt. Einige zeigten Anzeichen einer beginnenden Schwangerschaft, aber keiner entwickelte sich über ein paar Tage hinaus weiter. Wissenschaftler sagen, es sei unklar, ob das Hindernis für eine weitergehende Entwicklung nur technischer Natur ist oder einen tieferliegenden biologischen Grund hat.

Kein Einsatz für klinische Zwecke

Laut Żernicka-Goetz scheint es in absehbarer Zeit wenig wahrscheinlich, die synthetisch generierten Embryonen in klinischen Anwendungen zu nutzen. Dies liegt nicht zuletzt an den zahlreichen ethischen Bedenken, die diese Entdeckung mit sich bringt. Aktuell würde es in Ländern wie Großbritannien, Deutschland und den meisten anderen Staaten gegen geltendes Recht verstoßen, solche erschaffenen Embryonen in den Uterus einer Patientin zu implantieren.

Trotzdem erhoffen sich die Wissenschaftler, dass ihre Forschung bedeutsame Erkenntnisse über die Effekte genetischer Erkrankungen und die biologischen Gründe für wiederholte Fehlgeburten liefern kann. Ildem Akerman von der Universität Birmingham erklärte gegenüber dem Independent, dass noch viele ethische Fragen offen sind.

„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass wir bald eine Technologie entwickeln werden, um diese Zellen über die 14-Tage-Grenze hinaus zu züchten. Dennoch rechtfertigt die Fähigkeit, etwas tun zu können, nicht, es zu tun; es sollten ethische Rahmenbedingungen geschaffen und beibehalten werden.“

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