Robert Klatt
Kurkumin, ein Kurkuma-Inhaltsstoff unterdrückt ohne Nebenwirkungen Entzündungen. In Zukunft könnte der Wirkstoff deshalb Kortison ersetzen. Eine Aufnahme des Wirkstoffs über die Ernährung reicht aufgrund der geringen Konzentration allerdings nicht aus.
Saarbrücken (Deutschland). Kurkuma, das auch als gelber Ingwer bezeichnet wird, ist eine der Hauptzutaten von Curry. Außerdem wird die Gelbwurzel in Pulverform vor allem in Asien als Medikament eingesetzt. Im Fokus der Wissenschaft steht dabei der Inhaltsstoff Kurkumin, dem nachgesagt wird, dass er Entzündungen unterdrückt und sogar gegen Mukoviszidose helfen soll. Wissenschaftler der Universität des Saarlandes haben aus diesem Grund untersucht welche Effekte Kurkumin auf die Gesundheit des Menschen hat.
Konkret beschäftigt sich die im Fachmagazin Journal of Biological Chemistry veröffentlichte Studie damit, welche Auswirkungen Kurkumin auf die Fresszellen des Immunsystem hat. Wie Jessica Hoppstädter, Autorin der Studie erklärt „konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass Kurkumin nicht nur unspezifisch wirkt, sondern ganz gezielt eine antientzündliche Wirkung entfaltet.“
Bei gesunden Menschen unterdrückt das sogenannte Gilz-Protein (Glucocorticoid-induzierter Leuzin Zipper) Entzündungsreaktionen. Sollte es trotzdem dazu kommen, dass eine Entzündung entsteht, wird dieses Protein laut Hoppstädter „von den Zellen des Immunsystems“ abgebaut.
Der Wirkstoff Kurkumin sorgt dafür, dass auch bei Entzündungen Gilz in den Makrophagen, dies sind die Fresszellen des Immunsystems, weiter produziert wird. Die Gilz-Konzentration bleibt deshalb ausreichend hoch, um Entzündungen weiter zu unterdrücken auch wenn das Immunsystem diese Moleküle aktiv abbaut.
Kurkumin besitzt eine mit Kortison-Medikamenten vergleichbare Wirkung, die ebenfalls dafür sorgen, dass in den Makrophagen die Produktion von Gils angeregt wird. In der Medizin ist der Einsatz von Kortison allerdings umstritten, die häufig starke Nebenwirkungen auftreten.
Laut Hoppstädter „führt Kurkumin zwar ebenfalls dazu, dass speziell Gilz induziert wird, jedoch mit einem ganz anderen Mechanismus als Kortison.“ Trotz der vergleichbaren Wirkung treten die von Kortison bekannten Nebenwirkungen deshalb bei einer Behandlung mit Kurkumin nicht auf.
Da Kurkuma nur geringe Menge des Wirkstoffs Kurkumin enthält, können laut Hoppstädter „Konzentrationen, die Entzündungen heilen nicht über den Verzehr erreicht werden.“ Zusätzlich behindert die schlechte Wasserlöslichkeit von Kurkumin die Aufnahme über die Verdauung.
Wie die Wissenschaftler betonen „handelt es sich derzeit noch um Grundlagenforschung.“ Grundsätzlich könnte Kurkumin in Zukunft aber die Basis für neue Medikamente bilden und so Kortison-Präparate ersetzen. Besonders Patienten mit chronischen Entzündungen könnten so das von ihnen regelmäßig benötigte Kortison ersetzen und eine Behandlung ohne Nebenwirkungen erhalten.
Journal of Biological Chemistry, doi: 10.1074/jbc.M116.733253