Robert Klatt
In Deutschland ist die Lebenserwartung zum dritten Jahr in Folge gesunken. Sie liegt noch immer unter dem Vor-Covid-19-Niveau.
Wiesbaden (Deutschland). Die Lebenserwartung in Deutschland ist laut einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) im europäischen Vergleich überraschend gering. Neue Daten des BiB belegen nun, dass die Lebenserwartung zum dritten Jahr in Folge gesunken ist. 2022 lag sie bei Männern von 78,7 auf 78,1 Jahre und bei Frauen von 83,5 auf 82,8 Jahre. Damit ist die Lebenserwartung niedriger als vor der Covid-19-Pandemie.
Laut dem BiB gibt es bei der Lebenserwartung starke regionale Unterschiede in Deutschland. Wie Markus Sauerberg, Mortalitätsforscher am BiB, erklärt, lag die Lebenserwartung bei Männern im Saarland und in Sachsen-Anhalt um mehr als ein Jahr unter dem Wert von 2019. Bei Frauen zeigte sich ein ähnliches Bild, insbesondere in Sachsen-Anhalt, wo die Lebenserwartung knapp ein Jahr unter den Werten von 2019 lag. Hingegen verzeichneten die Bundesländer Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Sachsen bei den Männern eine vergleichsweise günstigere Entwicklung.
„Während in den Pandemiejahren 2020 und 2021 einige Bundesländer wie beispielsweise Schleswig-Holstein oder Niedersachsen von stärkeren Rückgängen bei der Lebenserwartung verschont geblieben sind, sieht dies für 2022 anders aus.“
Laut Pavel Grigoriev, Leiter der Forschungsgruppe Mortalität am BiB, sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern in West- und Ostdeutschland wieder etwas zurückgegangen. Im Jahr 2021 war die Lebenserwartung in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg deutlich unter das Niveau vor Beginn der Pandemie gefallen. Im Jahr 2022 konnten jedoch gerade diese vier Bundesländer, insbesondere bei den Männern, signifikante Anstiege in der Lebenserwartung verzeichnen.
„Diese Bundesländer waren damals durch Corona von einem besonders drastischen Anstieg der Sterblichkeit betroffen.“
In vielen westdeutschen Bundesländern zeigt sich hingegen eine andere Entwicklung: Hier verzeichnete man den stärksten Rückgang der Lebenserwartung zwischen den Jahren 2021 und 2022. Laut dem BiB ist dafür primär die damals stark verbreitete COVID-19-Pandemie verantwortlich. Zusätzlich trug die Grippewelle gegen Ende des Jahres 2022 zum Rückgang der Lebenserwartung im vergangenen Jahr bei.
