Robert Klatt
Männer, die im Kindesalter übergewichtig waren, haben im Erwachsenenalter meistens einen kürzeren Penis. Dies liegt sehr wahrscheinlich am hohen Körperfettanteil, der den Testosteronspiegel senkt. Wenn das Übergewicht erst im Erwachsenenalter entsteht, beeinflusst es die Penisgröße hingegen kaum.
Hanoi (Vietnam). Die Penisgröße spielt für viele Männer eine entscheidende Rolle für ihr Selbstwertgefühl, und auch die Wissenschaft beschäftigt sich seit Langem damit. Die Penislänge wird in der Regel von der Schambeinfuge bis zur Spitze der Eichel und der Umfang in der Mitte des Schaftes gemessen. Studien zeigen, dass der durchschnittliche Penis im erigierten Zustand zwischen 13 und 14 Zentimeter lang. Obwohl es individuelle und ethnische Unterschiede gibt, liegt ein Großteil der Penisse in diesem Bereich und deutliche Größenunterschiede, etwa bei medizinischen Anomalien wie dem Mikropenis, existieren nur selten.
Forscher der Hanoi Medical University (HMU) haben nun eine Studie publiziert, laut der Männer, die in ihrer Kindheit übergewichtig waren, im Erwachsenenalter tendenziell kürzere Penisse haben. Die Daten, die im Rahmen von Gesundheitschecks zur Fortpflanzungsmedizin erhoben wurden, zeigen zudem, dass es nahezu keinen Zusammenhang zwischen Übergewicht im Erwachsenenalter und der Penisgröße gibt. Es wurden lediglich schwache Korrelationen zwischen dem Taillen- und Hüftumfang und der Penisgröße entdeckt.
Laut den Studienautoren ist die Entwicklung des Penis ein komplexer Prozess, der durch genetische, hormonelle und umweltbedingte Faktoren beeinflusst wird. Fettleibigkeit in der Kindheit ist einer der Faktoren, weil zu hohes Gewicht zu einem Rückgang des männlichen Sexualhormons Testosteron führen kann, also einen essenziellen Faktor für das Peniswachstum. Die Forscher haben deshalb mit 290 heterosexuellen Männern untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen Übergewicht vor der Pubertät und der Penisgröße im späteren Leben besteht.
Sie haben dazu die Körpergröße, den Taillen- und Hüftumfang, die Länge des zweiten und vierten Fingers und die schlaffe Länge von der Schambeinfuge bis zur Spitze des Penis, die Hautlänge bis zur Spitze des Penis und die gestreckte Länge des Penis gemessen. Außerdem wurden die Durchmesser der Eichel und des mittleren Schaftbereichs im schlaffen Zustand erfasst. Die Probanden haben zudem mithilfe von dreidimensionalen Modellen ihr Körpergewicht im Alter von zehn Jahren abgeschätzt.
Die Daten zeigen, dass die meisten Männer im Alter von zehn Jahren ein normales Körpergewicht hatten (63 %). Im Erwachsenenalter waren von ihnen 26 Prozent übergewichtig, 31 Prozent fettleibig und 4 Prozent untergewichtig. Männer, die als Kinder übergewichtig waren, waren als Erwachsene oft normalgewichtig (30 %) oder fettleibig (46 %). Einst fettleibige Kinder haben als Erwachsene Normalgewicht erreicht (27 %) oder waren „nur“ noch übergewichtig (24 %).
Die schlaffe Länge des Penis lag im Durchschnitt bei 8,9 Zentimetern, die gestreckte Länge bei 14,4 Zentimetern und der Durchmesser bei 2,93 Zentimetern. Fettleibige und normalgewichtige Männer hatten im Mittel einen leicht größeren mittleren Schaftdurchmesser als übergewichtige Männer. Am auffälligsten war es jedoch, dass Männer, die als Kinder fettleibig waren, im Erwachsenenalter sowohl im gestreckten Zustand als auch im schlaffen Zustand im Mittel einen kürzeren Penis haben.
„Kindliche Fettleibigkeit steht in Zusammenhang mit der Penisentwicklung, während Adipositas im Erwachsenenalter eher das äußere Erscheinungsbild als die tatsächliche Größe beeinflusst. Daher sind frühzeitige Maßnahmen erforderlich, um mögliche Langzeiteffekte kindlicher Fettleibigkeit auf die Penisentwicklung zu verhindern.“
Die Ergebnisse zeigen laut den Forschern, dass ein klarer Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht und dem Peniswachstum besteht. Die Daten stammen jedoch ausschließlich von Männern, die wegen reproduktiver Gesundheitsprobleme behandelt wurden. Es ist somit möglich, dass die Ergebnisse nicht repräsentativ für die Allgemeinbevölkerung sind.
Quellen:
Studie im Fachmagazin The Journal of Sexual Medicine, doi: 10.1093/jsxmed/qdaf184