Robert Klatt
Ältere Männer mit einem niedrigen Testosteronspiegel sterben öfter an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und haben eine höhere Gesamtmortalität.
Perth (Australien). Das männliche Sexualhormon Testosteron ist nicht nur für die Libido und das Wachstum von Muskeln essenziell, sondern beeinflusst laut unterschiedlichen Studien auch die Gesundheit. Forscher der University of Western Australia (UWA) um Bu Yeap haben deshalb analysiert, ob der Testosteronspiegel das Sterberisiko bei Männern beeinflusst. Ihre Metaanalyse umfasst laut der Publikation in den Annals of Internal Medicine elf Studien, an denen insgesamt 24.000 Männer teilgenommen haben, die je nach Studie ein Durchschnittsalter von 49 bis 76 Jahren hatten.
Der Testosteronspiegel der Probanden wurde mittels Massenspektrometrie gemessen, über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren dokumentiert und mit den individuellen Gesundheitsdaten verknüpft. Es konnte so erfasst werden, ob es eine Korrelation zwischen dem Hormon, dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und den aus ihnen resultierenden Todesfällen und der Gesamtmortalität gibt.
Die Daten der elf analysierten Studien zeigen deutlich, dass Männer mit einem geringen Testosteronspiegel häufiger an kardiovaskulären Krankheiten sterben und eine höhere Gesamtmortalität haben. Neben dem Hormon Testosteron haben die Forscher noch untersucht, ob die Konzentrationen anderer Hormone ebenfalls das Sterberisiko beeinflusst.
Sie entdeckten dabei, dass der Testosteronspiegel unabhängig vom Spiegel weiterer Hormone bei mittelalten Männern die Gesamtmortalität erhält. Laut den Autoren erklärt dies, dass ein niedriger Testosteronspiegel der Hauptfaktor für das höhere Sterberisiko ist.
Die analysierten Gesundheitsdaten zeigen zudem, dass das Sexualhormon-bindendem Globulin (SHBG), das die Konzentrationen von Sexualhormonen wie Testosteron im Körper kontrolliert, ebenfalls die Gesamtmortalität beeinflusst. Männer mit einem normalem oder hohem SHBG und einem niedrigen Testosteronspiegel haben demnach ein höheres Sterberisiko als Männer mit einem niedrigeren Testosteronspiegel und niedrigem SHBG.
„Dies steht im Einklang mit der Tatsache, dass Männer niedrigere Testosteron-Konzentrationen bei niedrigem SHBG haben können, ohne hypogonadal zu sein.“
Bradley Anawalt von der University of Washington School of Medicine, der nicht an der Studie beteiligt war, lobt in einem Kommentar, der ebenfalls in den Annals of Internal Medicine veröffentlicht wurde, das Studiendesign, weil diese alle Kovariaten bereinigt. Die Wissenschaft bezeichnet Kovariaten als mögliche Faktoren, die das Ergebnis verfälschen könnten, etwa das Alter oder den Konsum von Drogen.
„Insgesamt stützen diese epidemiologischen Daten die Hypothese, dass Hypogonadismus mit einer höheren kardiovaskulären und/oder Gesamtmortalität verbunden ist. Die Daten stützen auch die Hypothese des freien Testosterons, die besagt, dass ungebundenes Testosteron die aktive Form des Hormons ist - eine Hypothese, die etwas umstritten ist.“
Annals of Internal Medicine, doi: 10.7326/M23-278
Annals of Internal Medicine, doi: 10.7326/M24-0875