NCC-Transporter

Medikament gegen salzsensitiven Bluthochdruck gefunden

Robert Klatt

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Menschen mit salzsensitiven Bluthochdruck müssen aktuell ihre Ernährung stark anpassen. Medikamente konnte bei Ratten die Salzaufnahme und damit den Blutdruck stark reduzieren. Klinische Studien sollen bald untersuchen, ob die Wirkung auch beim Menschen auftritt.

Boston (U.S.A.). In Deutschland leiden mehr als 30 Prozent der Erwachsenen unter Bluthochdruck. Dieser wird bei Menschen mit einer Vorerkrankung oder einer genetischen Prädisposition häufig durch zu hohen Salzkonsum ausgelöst. Anstatt das Salz über die Nieren auszuscheiden, bringen sogenannte NCC-Transporter bei betroffenen Personen das Salz zurück in den Blutkreislauf. Dort steigt durch das höhere Flüssigkeitsvolumen dann der Druck auf die Blutgefäße der Menschen.

Problematisch daran ist, dass Personen mit salzsensitiven Bluthochdruck auf herkömmliche blutdrucksenkende Medikamente oft nicht reagieren. Laut Ulrich Wenzel vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf „haben Ärzte bislang nur die Möglichkeit, diesen Patienten zu empfehlen, die Kochsalzzufuhr auf ein Minimum zu begrenzen.“ Dies ist wie Wenzel erklärt aber „wegen des versteckten Salzes in vielen Lebensmitteln alles andere als einfach umzusetzen.“

Bekanntes Medikament hemmt Salztransport

Abhilfe schaffen können laut einer im Fachmagazin Hypertension publizierten Studie der Boston University bereits zugelassene Medikamente mit selektiven Alpha1-Adrenorezeptor-Blockern. In Tierversuchen mit Ratten konnte diese den Salztransport von den Nieren zurück in den Blutkreislauf deutlich reduzieren. Derzeit werden diese Medikamente, die einen Rezeptor des Botenstoffs Noradrenalin blockieren, in einigen Fällen schon zur Blutdrucksenkung verschrieben.

Gefäßerweiternde Wirkung oder reduzierte Salzaufnahme?

Die Medizin ist bisher davon ausgegangen, dass Alpha1-Adrenorezeptor-Blocker den Blutdruck aufgrund ihrer gefäßerweiternden Wirkung reduzieren. Nun zeigt die Studie der Boston University, dass der Effekt stattdessen durch die Wirkung auf die NCC-Transporter in den Nieren ausgelöst wird. Während der Tierversuche sank der Blutdruck der Ratten deshalb auch, wenn ihr Futter hohe Dosen Salz enthielt.

Wenzel erklärt, dass „Auch wenn die genauen Pathomechanismen noch nicht geklärt sind, selektive Alpha1-Rezeptor-Blocker zielgerichtet die salzsensitive Hypertonie unterbinden, scheinen zu können.“ Laut Wenzel „wäre das von großer praktischer Relevanz, wenn diese tierexperimentellen Befunde sich in klinischen Studien bestätigen würden, da diese Medikamente bei vielen Menschen, bei denen herkömmliche Blutdrucksenker nicht wirken, den Teufelskreis durchbrechen und zu normalen Blutdruckwerten führen könnten.“

Hypertonie-Patienten könnten ihren Blutdruck dann nämlich ohne eine drastische Anpassung ihrer Ernährung in einem normalen Bereich halten und dadurch auch das Risiko eventueller Folgeerkrankungen stark reduzieren.

Hypertension, doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.120.15928

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