Protein blockiert

Medikament lässt Zähne nachwachsen

 Robert Klatt

Frau mit nachgewachsenen Zähnen )kcotS ebodAvelnay(Foto: © 

Ein neues Medikament kann durch das Blockieren eines Proteins bei Erwachsenen das Nachwachsen von Zähnen auslösen. Bereits 2030 soll das neutralisierende Antikörpermedikament in den Handel kommen.

Osaka (Japan). Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) haben aus Zahnwurzelzellen sogenannte Zahnkeime gezüchtet, aus denen sich im Kiefer von Menschen ein neuer Zahn bilden soll. Klinische Studien mit den Zahnkeimen wurden bisher aber noch nicht durchgeführt. Nun haben Forscher des Medical Research Institute Kitano Hospital um Katsu Takahashi, dem Leiter der Abteilung für Zahnmedizin und Oralchirurgie, ein Medikament vorgestellt, das Menschen neue Zähne wachsen lassen kann.

„Die Idee, neue Zähne wachsen zu lassen, ist der Traum eines jeden Zahnarztes. Ich habe daran gearbeitet, seit ich ein Doktorand war.“

Laut der Publikation der japanischen, englischsprachigen Tageszeitung The Mainichi haben die Wissenschaftler das Medikament zunächst für Menschen mit Anodontie entwickelt. Es handelt sich dabei um das Fehlen der Zahnkeime und das daraus resultierende Ausbleiben der Zähne. Bei der sogenannten scheinbaren Anodontie besitzen Menschen zwar Zahnkeime, bilden aber trotzdem keine vollständigen Zähne. Außerdem existiert die sogenannte Oligodontie, bei der den Menschen mindestens sechs Zähne fehlen. Dieser auch als Zahnagenesie bezeichnete Gendefekt erschwert das Essen und Sprechen und beeinflusst die Entwicklung negativ.

Hyperdontie als Vorbild für das Medikament

In der Wissenschaft existiert die Annahme, dass lediglich Haie und Reptilien in der Lage sind, fortlaufend neue Zähne zu entwickeln. Dennoch gibt es auch bei Menschen Fälle, die eine außerordentlich hohe Zahnzahl aufweisen. Dieses Phänomen wird als Hyperodontie bezeichnet und ermöglicht diesen Individuen das Wachstum eines dritten Gebisses.

Experimente mit Nagetieren haben aufgedeckt, dass das Fehlen eines speziellen Gens mit einer verstärkten Zahnentwicklung korreliert. Das Protein USAG-1 spielt in diesem Zusammenhang eine beschränkende Rolle für das Zahnwachstum. Das Forscherteam hat deshalb Strategien verfolgt, um dieses Protein zu inhibieren und somit das Wachstum neuer Zähne zu stimulieren.

Medikament in Tierversuchen erprobt

Das antikörperbasierte Medikament wurde bereits an Tieren erfolgreich erprobt. Es konnte die Entstehung von Zähnen der dritten Generation induzieren, nachdem die Milchzähne und permanenten Zähne der Erwachsenen bereits vorhanden waren. Experimente mit Mäusen offenbarten.

Der nächste Schritt ist nun die Durchführung der Anwendung bei Kindern im Altersspektrum von zwei bis sechs Jahren, die von Anodontie betroffen sind. Es wird erwartet, dass das Medikament bis zum Jahr 2030 zur allgemeinen Verwendung zugelassen wird.

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