Dennis L.
Eine Kombination aus drei verschiedenen Medikamenten verlängert das Leben von Fruchtfliegen um 48 Prozent. Zukünftige Versuche sollen zeigen, ob diese Behandlung auch beim Menschen funktioniert. Die Forscher wollen damit erreichen, dass mehr Menschen in Zukunft gesund alt werden können.
Köln (Deutschland). Eine Kombination aus drei Medikamenten, die bereits zur medizinischen Behandlung eingesetzt werden, verlängert die Lebenserwartung von Fruchtfliegen um ganze 48 Prozent. Bei den Präparaten handelt es sich um Lithium als Stimmungsstabilisator, um Trametinib, dass in bei der Behandlung von Krebs eingesetzt wird und um Rapamycin als Immunsystemregulator. Die aktuellen Forschungsergebnisse der Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln sowie vom University College London deuten darauf hin, dass eine Behandlung mit der Medikamenten-Kombination in Zukunft auch bei der Prävention altersbedingter Krankheiten beim Menschen helfen könnte.
Die aktuelle Studie der Wissenschaftler baut auf älteren Studien auf, in denen die verlängerte Lebenserwartung von Fruchtfliegen in Kombination mit dem Medikamenten-Cocktail bereits bestätigt wurde. „In den älteren Studien erreichten die Forscher eine verlängerte Lebenserwartung zwischen fünf und 20 Prozent. Eine Verlängerung um fast 50 Prozent ist also wirklich bemerkenswert“, so die Forscher.
Das die Kombination der drei Medikamente die Lebenserwartung auch bei anderen Lebewesen steigern kann, deckt sich auch mit anderen Beobachtungen an Mäusen, Würmern und sogar beim Menschen.
Die Medikamente wirken alle auf unterschiedlichen zellulären Signalwegen, die jedoch zusammen ein Netzwerk zur Wahrnehmung von Nährstoffen bilden. Dieses Netzwerk steuert wie der Körper auf Veränderungen im Nährstoffgehalt reagiert und ist nicht nur bei Fruchtfliegen, Würmen und Mäusen, sondern auch beim Menschen zu finden. Die Medikamente wirken auf bestimmte Proteine des Netzwerks, die den Alterungsprozess verlangsamen und so die Lebenszeit verlängern. „Ernährungsumstellungen können sich positiv auf die Gesundheit auswirken und die Lebenserwartung verschiedener Organismen erhöhen, aber Menschen fällt es oft schwer diese Umstellung durchzuhalten. Indem wir Medikamente gegen das Nährstoffsensornetzwerk einsetzen, können wir die positiven Auswirkungen von Ernährungsinterventionen nachahmen, aber diese Schwierigkeit beseitigen", erklärt Co-Autor Luke Tain vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns.
Im Rahmen der aktuellen Studie fanden die Wissenschaftler heraus, dass die drei Medikamente einzeln verabreicht, das Leben der Fruchtfliegen um jeweils etwa elf Prozent verlängern. Die Kombination von zwei der Präparate verlängerte die durchschnittliche Lebensdauer bereits um etwa 30 Prozent. Mit der Kombination aller drei Medikamente konnten die Wissenschaftler die Lebenserwartung der Tiere um ganze 48 Prozent steigern.
Die Wissenschaftler haben zudem herausgefunden, dass sich die Medikamente nicht nur auf getrennte Signalwege innerhalb des Nährstoffsensornetzwerks auswirken, sondern sich zudem auch noch gegenseitig ergänzen, um die Nebenwirkungen zu reduzieren.
So hat Rapamycin unerwünschte Auswirkungen auf den Fettstoffwechsel, Lithium aber scheint diesen Effekt aufzuheben. Nun wollen die Wissenschaftler die Medikamenten-Kombination an komplexeren Tieren wie Mäusen testen, um die Auswirkungen auf den gesamten Körper genauer messen zu können. Verlaufen die Tests wie gewünscht, so stehen im nächsten Schritt klinische Studien am Menschen an. „Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Medikamente, die niedrige Dosen mehrerer pharmazeutischer Wirkstoffe kombinieren zur Vorbeugung altersbedingter Krankheiten wirksam sein könnten. Meine Forschungsgruppen arbeiten daran, den Mechanismus des Alterungsprozesses zu verstehen, um Wege zu finden, wie man Menschen helfen kann, länger gesund zu bleiben. Wir versuchen nicht, den Tod zu überlisten, sondern helfen den Menschen, in ihren letzten Jahren gesund und krankheitsfrei zu sein“, schreiben die Forscher im Bezug auf ihre Studie die sie im Fachjournal PNAS veröffentlicht haben.
PNAS, 10.1073/pnas.1913212116