Dennis L.
Angehörige sind sich oft nicht sicher, wie sie Sterbende trösten können, denn viele dieser Personen zeigen kurz vor dem Eintreffen des Todes keine körperlichen Reaktionen mehr. In einer aktuellen Studie konnten Mediziner belegen, dass Sterbende akustische Reize wahrnehmen, auch wenn sie sonst keinerlei Reaktionen mehr zeigen.
Vancouver (Kanada). Da Menschen auf dem Sterbebett kurz vor ihrem Tod keine körperlichen Reaktionen mehr zeigen, sind sich viele Angehörige nicht sicher, was der Sterbende noch wahrnimmt und wie er getröstet werden kann. In einer Studie, die vom Forscherteam um Prof. Larwrence Ward und Elisabeth Blundon der University of British Coloumbia im Nature-Fachjournal Scientific Reports veröffentlicht wurde, konnte nun gezeigt werden, dass Sterbende bis kurz vor Eintreffen des Todes akustische Reize wahrnehmen können.
Mit Hilfe von EEG-Messungen, die sie an Hospiz-Patienten und gesunden Kontroll-Patienten durchführten, wurden die Hirnströme der Patienten in Reaktion auf akustische Reize gemessen. Damit konnten die Forscher nachweisen, dass das Gehirn der Sterbenden bis zuletzt auf Klang reagiert. Sie verglichen dabei die Hirnströme der gesunden Kontroll-Patienten mit den Hirnströmen der Hospiz-Patienten im wach-bewussten Stadium und im reaktionslosen Stadium kurz vor Eintritt des Todes.
Das Ergebnis der Studie war laut Blundon: „...dass das sterbende Gehirn bis in die letzten Stunden unseres Lebens hinein weiterhin auf Töne und Klänge reagieren kann.“ Das gelte auch, wenn der Sterbende keine Reaktionen mehr zeige. Das Gehirn Sterbender würde auf akustische Reize sogar in gleicher Weise reagieren, wie Gehirne junger Menschen.
Die Forscher sehen mit ihrer Studie Berichte von Hospizmitarbeitern und Erzählungen von Nah-Tod-Erfahrungen bestätigt. Diese berichten immer wieder von der beruhigenden Wirkung, die der Klang der Stimme von Angehörigen auf Sterbende hat. Außerdem würde die Studie belegen, wie wichtig es sei, Sterbende bis in die letzten Minuten hinein zu begleiten.
Die Studie, könne allerdings nur zeigen, dass das Gehirn des Sterbenden auf akustische Reize reagiere. Ungeklärt bleibt die Frage, ob Sterbende im reaktionslosen Stadium auch den Sinn der an sie gerichteten Worte verstehe. „Es gibt noch... so viele unbeantwortete Fragen, wenn es um unser Sterben geht“, so Blundon.
Nature, doi: 10.1038/s41598-020-67234-9