D. Lenz
Diese Woche treffen sich zahlreiche Forscher auf der internationalen Tagung zum Placebo-Effekt. Laut neusten Forschungsergebnissen können nicht nur Medikamente ohne Wirkstoffe, sondern auch besonders einfühlsame Ärzte die Schmerzen der Patienten lindern.
Tübingen (Deutschalnd). Nicht immer müssen Medikamente oder Therapien zur Heilung eines Patienten eingesetzt werden. Medizinische Forscher bestätigen, dass auch Medikamente ohne Wirkstoff und einfühlsame Ärzte mit Hilfe des Placebo-Effekts heilen können. Diese Woche treffen sich zahlreiche internationale Mediziner zur Tagung über den Placebo-Effekt in der Uniklinik Tübingen. Hier werden die Forscher über den aktuellen Forschungsstand zum Placebo-Effekt berichten.
Der Tagungsleiter Professor Paul Enck erklärt: "Es müsse in der Medizin darum gehen, positive psychische Effekte zu verstärken und Ängste von Patienten zu minimieren. Mittlerweile weiß man, dass Placebo-Effekte häufig genauso stark sein können wie wirksame Medikamente."
Nach dem aktuellen Forschungsstand ist der Placebo-Effekt keine Einbildung. Im Körper werden tatsächlich Prozesse in Gang gesetzt, die zur Heilung führen. Wenn dieser Effekt besser erforscht ist, können sich ihn Ärzte zur Behandlung zunutze machen und auf Medikamente mit Nebenwirkungen verzichten.
Aber nicht nur Schein-Medikamente stehen bei der Placebo-Forschung im Mittelpunkt, auch die Mediziner selbst können bei ihren Patienten den Placebo-Effekt auslösen. Eine Studie beleget beispielsweise, dass sich Patienten mit einer Erkältung bereits am nächsten Tag wieder gesund fühlten, weil Sie einen sehr einfühlsamen und empathischen Arzt hatten. Ganz ähnliche Studien gibt es bereits für Patienten mit Herz-Operationen. Auch hier habe der begleitende Arzt durch seine Worte und sein Auftreten zur schnelleren Genesung beigetragen.
Dieser Effekt funktioniert allerdings auch in die negative Richtung. Mediziner sprechen vom Necebo-Effekt. So lösen gestresste Ärzte oft ungewollt den Necebo-Effekt aus. So ist bereits nachgewiesen, dass eine ausführliche Aufklärung über die Risiken einer Operation wesentlich häufiger dazu führt, dass der Patient unter einer dieser Komplikationen leidet.
Patienten die Beipackzettel von Medikamenten lesen, spüren ebenso wesentlich häufiger deren Nebenwirkungen. Studien zeigen, dass nicht genannte Nebenwirkungen auf Beipackzetteln auch niemals bei Patienten auftauchen. Aus diesem Grund rückt auch der Necebo-Effekt immer stärker in den Fokus der Forschung. Enck meint: "Ärzte müssten sich viel mehr Gedanken darüber machen, wie sie auf ihre Patienten wirken."