Herzinfarkte & Schlaganfälle

Mehr kardiovaskuläre Todesfälle dank Covid-19-Lockdown

Robert Klatt

Schlaganfall )moc.yabaxipoaRSV(Foto: © 

Der Covid-19-Lockdown hat dazu geführt, dass auch schwere Gesundheitsprobleme wie Herzinfarkte oft nicht behandelt werden. Dies hat in England zu tausenden Toten geführt.

Leeds (England). In England gab es den ersten Covid-19-Todesfall am 2. März 2020. Ende März wurde dann vom staatliche Gesundheitssystem National Health Service (NHS) der Bevölkerung mitgeteilt, dass sie ihre Wohnung nach Möglichkeit nicht verlassen sollen. Vielen Menschen haben aufgrund der Nachricht „Stay at home, Protect the NHS, Save lives“ daraufhin damit begonnen wichtige Arztbesuche zu verschieben und selbst bei akuten Problemen keinen Notarzt zu rufen, um sich nicht in einer Klinik mit SARS-CoV-2 anzustecken.

Dies führte laut einer im Fachmagazin The Lancet publizierten Studie dazu, dass in den Krankenhäusern des Vereinigten Königsreichs (UK) akute koronare Syndrome (Herzinfarkte) zu 40 Prozent weniger behandelt wurden. Betroffen waren davon besonders Nicht-ST-Senkungsmyokardinfarkte (NSTEMI). Außerdem ging auch die Behandlung von perkutanen koronaren Interventionen (PCI) stark zurück. Ähnliche Beobachtungen wurden auch in anderen Ländern gemacht.

Kardiovaskuläre Todesfälle steigen

Eine Studie der Universität Leeds zeigt nun, dass der Wegfall der lebensrettenden Behandlung zu mehr kardiovaskulären Todesfällen geführt hat. Laut des im Fachmagazin Heart publizierten Artikels kam es innerhalb von vier Wochen nach dem 2. März in England und Wales zu 2.085 zusätzlichen Todesfällen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dies entspricht einer Zunahme von acht Prozent.

1.480 dieser Todesfälle sind laut den analysierten Gesundheitsdaten auf Covid-19 zurückzuführen, die übrigen 605 Todesfällen hätte laut den Wissenschaftlern eine rechtzeitige Behandlung jedoch verhindern können. Laut Studienleiter Chris Gale zeigte sich dies auch darin, dass die zu Hause geschehenen kardiovaskulären Todesfälle insgesamt um 35 Prozent zunahmen, obwohl nur ein zwei Prozent dieses Anstiegs durch Covid-19 ausgelöst wurden.

Schlaganfälle, Herzinfarkte und Herzversagen

Auch in Pflegeheimen und Hospizen sind kardiovaskuläre Todesfälle um 32 Prozent angestiegen. Lediglich fünf Prozent dieser Zunahme gehen auf Covid-19 zurück. Am häufigsten starben Patienten in diesen Einrichtungen durch Schlaganfälle (39 Prozent Zunahme) und Herzversagen (25 Prozent Zunahme). Bei den häuslichen kardiovaskulären Todesfällen gab es deutliche Zunahmen bei den Herzinfarkten (41 Prozent Zunahme) und Herzversagen (25 Prozent Zunahme).

In den drei analysierten Klinken kam es hingegen bei den drei Todesarten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu einer Abnahme. Zugenommen haben hier Lungenembolien (13 Prozent Zunahme) sowie kardiogenen Schockereignisse (15 Prozent Zunahme), die laut den Wissenschaftlern sehr wahrscheinlich Komplikationen von Covid-19 waren.

The Lancet, doi: 10.1016/S0140-6736(20)31356-8

Heart, doi: 10.1136/heartjnl-2020-317912

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