Robert Klatt
In Deutschland leiden etwa zehn Prozent der Bevölkerung unter Migräne. Inzwischen haben Studien belegt, dass einige Hausmittel vielen Betroffenen helfen können.
Berlin (Deutschland). In Deutschland leiden laut Daten der Apotheken Umschau etwa sieben Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen an Migräne. Am häufigsten betroffen sind Personen im Alter von 35 bis 45 Jahren. Symptome von Migräne sind anfallsweise starke Kopfschmerzen in Kombination mit Licht- und Geräuschüberempfindlichkeit, Übelkeit und Appetitlosigkeit. Etwa 20 Prozent aller Migränepatienten besitzen zusätzliche Symptome, die vor der Migräneattacke auftreten, wie zum Beispiel Sehstörungen, Sprachstörungen, Kribbel- und Schwindelgefühle sowie leichte Lähmungen. Die Medizin bezeichnet dies als sogenannte Migräne-Aura.
In der Behandlung von Migräne unterscheidet die Medizin zwischen der vorbeugenden Therapie (Prophylaxe), die das Auftreten neuer Migräneattacken verhindern soll sowie der Behandlung akuter Kopfschmerzattacken (Akuttherapie). Üblicherweise nutzt die Akuttherapie dafür Schmerzmittel, die Ärzte auch zur Behandlung von Entzündungen verschreiben oder spezielle migränespezifische Schmerzmittel, die oft in Kombination mit einem Medikament gegen Übelkeit verabreicht werden. Zur Prophylaxe dienen in der Regel ebenfalls Medikamente, die um eine nichtmedikamentösen Therapie ergänzt werden.
Laut einer Reihe von Studien besitzen im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt Migränepatienten deutlich häufiger einen Magnesiummangel. Dieser verursacht eine Übererregbarkeit von Nerven und Muskeln und kann so Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich verursachen, die wiederum zu Spannungskopfschmerzen führen. Außerdem führt ein Magnesiummangel oft zur Verengung von Blutgefäßen im Gehirn, was ebenfalls Migräneattacken begünstigt.
Viele Betroffene versuchen deshalb die Intensität ihrer Migräneattacken durch eine zusätzliche Magnesiumeinnahme zu reduzieren. Laut Erfahrungsberichten sind Mittel wie Migravent, die dem Körper mit einer Kombination aus Magnesium, Vitamin B2 und Coenzym Q10 versorgen, besonders wirksam. Ob diese Wirkung wissenschaftlich belegt werden kann, haben Migräneärzte aus Deutschland mithilfe einer placebo-kontrollierten Doppelblindstudie untersucht.
Laut der im The Journal of Headache and Pain publiziertem Studie nahmen 130 Probanden zwischen 18 und 65 Jahren daran teil. Diese erhielten während des Studienzeitraums von drei Monaten entweder ein Placebo (Scheinpräparat) oder zwei mal zwei Kapseln Migravent. Dies entspricht einer Tagesdosis von 150 mg Coenzym Q10, 400 mg Vitamin B2 und 600 mg Magnesium.
Im Durchschnitt hat Migravent die Migränetage von 6,2 auf 4,4 reduziert. Zusätzlich berichteten die Migränepatienten von einer deutlich geringeren Kopfschmerzintensität. Die Wirkung von Migravent lag dabei deutlich über dem Placebo. Dr. med. Charly Gaul, Chefarzt der Migräne- und Kopfschmerzklinik Königstein konstatiert daher, dass „die Wirkstoffkombination eine interessante Therapiemöglichkeit für Patienten ist, die primär eine natürliche Migräneprophylaxe einsetzen möchten.“
Neben einer ausreichenden Versorgung mit Magnesium sollten Migränepatienten auch auf eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung achten, um die Durchblutung des Gehirns zu fördern. Viele Betroffene berichten außerdem davon, dass eine Reihe von Heilpflanzen als Tee bei akuten Kopfschmerzen und anderen Migränesymptomen hilft.
Ein bewährtes Hausmittel zur Bekämpfung akuter Migränekopfschmerzen ist eine Salz-Eis-Packung. Dazu werden in einen Stoffbeutel ein Teil Salz und vier Teile Wasser gegeben. Der so gefüllte Beutel wird dann auf die schmerzenden Schläfen oder die Stirn gelegt, um die Schmerzen zu lindern. Die Wirkung entfaltet dabei einzig die Kälte, das zusätzliche Salz dient hingegen nur zur Stabilisierung des Eis.
Migräneattacken, die zum Beispiel aufgrund einer Aura bereits in ihrer Entstehung bemerkt werden, können hingegen mit Wärme behandelt werden. PD Dr. med. habil. Konrad Taubert empfiehlt in seinem Buch „Migräne ganzheitlich behandeln“ dazu ansteigende Fußbäder, die anfangs mit 32 Grad Celsius warmen Wasser gefüllt sind und innerhalb von 20 Minuten auf 42 Grad Celsius aufgeheizt werden. Die steigende Temperatur wird beruhigend auf den Menschen und erweitert die Blutgefäße.
Eine Aromatherapie kann bei akuten Migräneattacken oft die Intensität der Kopfschmerzen reduzieren. Dazu wird vor allem zehnprozentiges Pfefferminzöl genutzt. Es eignen sich aber auch Öl mit den Wirkstoffen der folgenden Pflanzen:
Zur Behandlung werden die ätherischen Öle entweder auf Stirn, Nacken und Schläfen aufgetragen oder sie werden mithilfe eines Verdampfers im Raum verteilt. Die entspannende Wirkung lässt sich außerdem entfalten, indem die Öle als Badezusatz genutzt werden.
Die Deutsche Kopfschmerzstiftung empfiehlt zur Behandlung von Migräne eine Tasse Kaffee dem Saft einer halben Zitrone. Diese Kombination soll durch ihre blutgefäßerweiternde Wirkung die Intensität von Migräneattacken vermindern. Studien, die diese Wirkung bestätigen, hat unter anderem das Deutsche Grüne Kreuz für Gesundheit zusammengestellt.
Wie das Beth Israel Deaconess Medical Center im The American of Medicine publiziert hat, können koffeinhaltige Getränke bei einigen Menschen allerdings auch eine gegenteilige Wirkung auslösen und das Risiko von Migräneattacken erhöhen. Ob Kaffee oder andere koffeinhaltige Getränke zur Migränevorbeugung sinnvoll sind, scheint deshalb eine sehr individuelle Sache zu sein, die Betroffene selbst ausprobieren müssen.
The Journal of Headache and Pain, doi: 10.1186/s10194-015-0516-6
The American of Medicine, doi: 10.1016/j.amjmed.2019.02.015