Bisphenol A

Mikroplastik in menschlichen Organen nachgewiesen

 Robert Klatt

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Eine Studie hat in 100 Prozent aller menschlichen Gewebeproben Mikroplastik nachgewiesen. Die Gesundheitsfolgen für den Menschen sind bisher unklar, in Tierversuchen lösten die Partikel allerdings Krebs, Unfruchtbarkeit und Entzündungen aus.

Phoenix (U.S.A.). Mikroplastik verbreitetet sich über die Luft und die Meere und gelangt so in Lebensmittel wie Salz. Der Mensch konsumiert über die Nahrungskette deshalb pro Jahr bis zu 200.000 dieser winzigen Partikel. Wissenschaftler der Arizona State University haben auf dem American Chemical Society Fall 2020 Virtual Meeting nun Forschungsergebnisse vorgestellt, die belegen, dass die kleinen Plastikteilchen inzwischen auch in Organen des Menschen vorkommen.

Das Team um Charles Rolsky hat dazu 47 Gewebeproben auf Mikroplastik analysiert. Ursprünglich wurden diese Proben aus Leber, Milz, Niere und Lunge Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen bei Biopsien entnommen und dann für die Wissenschaft vorgehalten.

Raman-Spektrometrie zeigt Mikroplastik

Die Chemiker entwickelten zum Nachweis der Partikel eine neue Methode, die auf der Raman-Spektrometrie basiert. Sie konnten so in den Gewebeproben nicht nur erkennen, ob Plastik vorhanden ist, sondern auch einzelne Kunststoffsorten wie Polyethylen (PE), Polyethylenterephthalat (PET) und Polycarbonat identifizieren.

Neben Mikroplastik, das in allen analysierten Gewebeproben entdeckt wurde, fanden sie Wissenschaftler in vier Proben auch den Kunststoffzusatzstoff Bisphenol A. Dieser Zusatz wurde zuvor bereits in Babysocken und zahlreichen anderen Kunststoffprodukten nachgewiesen und steht in dem Verdacht, Autismus zu begünstigen und das Wachstum zu stören.

Gesundheitsgefahr durch Plastikanreicherung?

Laut Co-Autor Varun Kelkar „ist es besorgniserregend, dass diese nicht biologisch abbaubaren Materialen auch in menschliche Gewebe eindringen und sich dort anreichern können.“ Es handelt sich bei der nun vorgestellten Studie um den ersten Nachweis einer allgemeinen Plastikverschmutzung im Körper des Menschen. Wie Kelkar erklärt, „wissen wir zu diesem Zeitpunkt nicht, ob dieses Plastik in uns harmlos ist oder aber eine ernsthafte Gesundheitsgefahr ist.“

Tierversuche und Studien mit Wildtieren haben bereits belegt, dass Mikro- und Nanoplastik Krebs, Unfruchtbarkeit und Entzündungen auslösen kann. Studien, die untersucht haben, wie das Mikroplastik in den einzelnen Organen konkret wirkt, gibt es allerdings noch nicht. Es ist deshalb aktuell nicht möglich eine Aussage darüber zu treffen, ob das Mikroplastik beim Menschen Gesundheitsschäden verursacht und wie viele Plastikpartikel ein Mensch dazu aufnehmen müsste.

Weitere Untersuchungen sollen nun zeigen, wie stark sich die Mikroplastikbelastung des Menschen in verschiedenen Regionen der Erde voneinander unterscheiden. Laut Kelkar „können die Wissenschaftler dann Studien durchführen, mit denen die Gesundheitsfolgen abschätzbar sind.“

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